Lobenberg: Der Turmberg ist die steilere Lage vom Weingut Robert Weil. Es handelt sich hier um grauen Verwitterungsschiefer. Das ist die älteste Schieferform, die weltweit bekannt ist. Ein grundsätzlich trockener Boden mit perfekter Drainage. In sehr trockenen Jahren kann das hier manchmal zu Problemen führen. Dafür ist er im Vorteil in warmen Jahren. Die Weine sind viel kühler rüberkommend als die vom Gräfenberg. Die Spätlese steht dem trockenen Wein aus derselben Lage in nichts nach. Das ist nahezu das Gleiche, nur eben einmal trocken und einmal süß. Die Turmberg Spätlese 2019 hat 9% vol. Alkohol, die Säure liegt bei knapp unter 10 Gramm, der Restzucker bei um die 70 Gramm. Ich als ausgewiesener Gegner von süßen Weinen kaufe wieder eine Spätlese, eigentlich das Weihwasser des Teufels für mich. Aber am Turmberg kann ich nicht vorbeigehen, dafür ist er zu gut, wieder mega in 2019. So glasklar kristallin, mit diesem wahnsinnigen Zug, mit wahnsinnig schöner, aber eleganter, kristallklarer Frucht und hintenraus mit einem irren Säurezug. Der Oszillograph zwischen Süße, Säure, kristalliner Frucht, Pikanz und hoher Mineralität und Salz ist einfach immens hoch. Das springt in alle Richtungen, der Wein ist multikomplex in seiner stylischen Süße, ohne dass es jemals breit oder wuchtig wird. Helle, mineralisch unterlegte Frucht, weißer Pfirsich, Birne, Traube, Flieder, ein Hauch Feuerstein, ein kleines bisschen Honig, aber nahezu keine Exotik, wir bleiben bei feinem Steinobst. Wir bleiben total filigran, ein Wein der total unschuldig rüberkommt, so sagte Weil-Geschäftsführer Jochen Becker-Köhn es schön. Da gibt es kein Wenn und Aber, einfach nur eine brillante Schönheit, eine grazile Ballett-Tänzerin der allerersten Reihe. Nicht diese völlig aus der Reihe tanzende, once-in-a-lifetime-Version wie 2018, aber kaum dahinter in 2019. Die pure Leichtigkeit des Seins, schwebend, anmutig und traumhaft zart. 97+/100