Lobenberg: Die perfekte Komposition seines Bodens aus hohem Gesteinsanteil von Phyllit-Schiefer und wasserhaltenden Schichten macht das Gräfenberg-Terroir so einmalig. Der Kiedricher Gräfenberg hat Phyllit-Schieferböden mit Lössanteilen und durchzogen von lehmigen Adern, die gerade in den vergangenen Jahren der Trockenheit ein Segen sind. Es gibt am Kiedricher Berg aktuell quasi keinen Trockenstress, nicht mal in Jahren wie 2018, 2019 oder 2020. Sehr geringer Ertrag durch hier fast übliche hohe natürliche und per Gebläse herbeigeführten Verrieselung, das gibt Lockerbeerigkeit und fast immer extrem gesundes Traubengut ohne jegliche Fäulnis. Die Lese des Gräfenberg fand ungefähr in der zweiten Oktoberwoche statt, das ist etwa ein bis zwei Wochen später als in den unteren Teilen des Rheingaus oder am Rüdesheimer Berg. Das Lesegut war archetypisch und zu 100 Prozent gesund. Viel helle, kristalline Frucht, gar nicht unähnlich zu 2019 in der Art mit diesem strahlenden Mineralausdruck. Helle Pfirsichfrucht, Birnenschale, Traube, Jasmin und Orangenblüte. Die Konzentration und Ruhe des Weines erinnert etwas an den 2012er Gräfenberg, der ja ein Harmonie-Wunder war, 2016 ist auch nicht unähnlich. Das ist am Gaumen etwas weniger vibrierend und stahlig als 2019 es war, wirkt ausgewogener, etwas feiner, schmelziger. Er im Nachhall entfaltet sich die unterschwellige Mineralität und Griffigkeit des Gräfenberg. Sie kommt nicht so vordergründig-direkt und einschneidend wie im puristischeren Turmberg, sondern feiner verwoben, ziselierter und engmaschiger in den sanften Körperbau des Weines verwoben. Gleitet ruhig und dicht über die Zunge, aber die im Finale auch dunkler werdende Mineralik packt dann doch schon zu, nur eben hintersinniger als beim Turmberg, wird auch von einem Hauch Holzunterlegung getragen. Die Eleganz ist immer gegeben bei Weil, aber eine solche Harmonie gibt es nicht jedes Jahr. 2020 liegt irgendwo zwischen 2018 und 2019 im Stil, mit dem sanften Druck von 2018 und einer ähnlichen Energie wie 2019. Dennoch ein Riesling, der seine wahre Stärke, die er zweifellos hat, erst im höheren Alter wirklich ausspielen wird. 2020 reiht sich in die Reihe der herausragend guten Gräfenberg GGs der letzten Jahre ein. 98/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Puristisch, sehr rein, sehr fein. unendlich geschliffen auch im Mund, so wahnsinnig poliert und unanstrengend, gleichzeitig total präsent und intensiv, nur nie aufdringlich. Fast an die grandiose Finesse von 2012 und 2016 erinnernd. Ein longlasting Gräfenberg für langes Leben, ein Meister der Finesse. 98+/100