Lobenberg: Die Reben des Pinot Noir stehen in einer der besten Lagen von Wechsler: Benn in Westhofen. Die Benn steht auf Lösslehmboden und Kalkstein. Seit vielen, vielen Jahren erzeugt der Betrieb einen ausgesprochen spannenden Spätburgunder, der seit 2020 in die Naturweinlinie von Katharina aufgerückt ist. Ausbau für 14 Monate in gebrauchten Barriques, minimalst geschwefelt, unfiltriert. Dementsprechend wird er jetzt bewusst als Landwein deklariert. Diese naturweinige Nummer sollte man nicht überschätzen, denn es ist immer noch ein sehr fokussierter, ernsthafter Spätburgunder, der nicht zu dirty daherkommt, aber doch sehr eigen ist. In manchen Jahren bekommt er etwas Schwefel, in manchen gar nicht, je nachdem wie es das Jahr braucht. Rund 30 Prozent Ganztrauben in der Gärung, Ausbau für 12 Monate in gebrauchten Barriques. Der Pinot Noir von Wechsler schlägt eine Brücke zwischen Naturwein und der Seriösität eines rheinhessischen Spätburgunders. Wir haben einerseits die satte, unverblümte und ungeschminkte Frucht, die mit Vollgas aus dem Glas pumpt, viel dunkle Beeren, vor allem Blaubeere, Holunderbeere, Cassis, Schwarzkirsche, aber eben auch schwarzen Pfeffer und Graphit. Er ist so trinkig und fein, dass man ihn kaum ausspucken mag bei der Probe. Ein bisschen Beaujolais im Stil, einfach köstlich fruchtig. Was ihn dann wirklich super macht, ist, dass er eben nicht in die Belanglosigkeit und das einfache Glou-glou abdriftet, sondern wirklich Anspruch hat. Ich bin sicher, dieser Stoff reift gut aus 2022. Steht satt am Gaumen, steinig und dicht, die Frucht hat eine spürbare Substanz. Da ist viel Wein auf der Zunge. Ein schicker Pinot mit Anspruch, der nicht unwesentlich an Preisingers alpine Leichtweine vom Neusiedlersee erinnert, aber aus diesem Top-Jahr so leicht gar nicht mal ist.