Horst Sauer: Silvaner Escherndorf am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022
- 2
- Silvaner 100%
- 5
- weiß, trocken
- 13,5% Vol.
- Trinkreife: 2025–2042
- Verpackt in: 6er
- 9
- voll & rund
- mineralisch
- fruchtbetont
- 3
- Lobenberg: 96–97+/100
- Falstaff: 94/100
- Weinwisser: 18/20
- Gerstl: 19/20
- 6
- Deutschland, Franken
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Horst Sauer, Bocksbeutelstraße 14, 97332 Escherndorf, DEUTSCHLAND
Silvaner Escherndorf am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2022
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Lobenberg: Wie das meiste bei Sauer wird auch das GG im Edelstahl vergoren und ausgebaut, bleibt lange auf der Hefe liegen, wird teilweise auch ab und zu aufgerührt, um mehr reduktive Spannkraft reinzubringen. Das Tolle an Sauers Weinen ist ja diese strahlende Frucht, diese Intensität und die Spannung, die sich aus der Frucht aufbaut. Das ist kein Holzstil wie May oder Luckert, bei denen die Frucht viel mehr abgeschmolzen ist, die viel mehr zum Boden- und Erdaromen gehen. Nein, hier sind wir bei der Klarheit, beim Kristallinen und eben in der gelben Frucht, die intensiv aus dem Glas kommt. Der Wein ist komplett durchgegoren in 2022, was selten passiert. Aber er schmeckt keineswegs knochentrocken, sondern kommt mit seiner feinen Fruchtdichte in der Mitte, schiebt über zarte Mirabelle und Nektarine, hat etwas grüne Mandarine im Nachhall. Er wirkt sogar fast schlank, was paradox ist, und geschliffen, äußerst fein, ist gar nicht so weit weg von 2021 wie man meinen würde, obwohl es hochreife Trauben von 96 Oechsle waren. Der Fruchtdruck schiebt den Wein an, schöner Schmelz aus dem hohen Extrakt mit einer gewissen Süße im Fruchtkern, die ja absolut nicht von Zucker kommt. Gepaart mit der leicht exotischen Pikanz und Grapefruitsäure ergibt das schon einen ziemlich berauschenden Lump irgendwo im Spannungsfeld zwischen Schlankheit und Intensität. Verblüffend, gefällt mir dieses Jahr, wie letztes Jahr, extrem gut. 96-97+/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
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Falstaff über: Silvaner Escherndorf am Lumpen 1655 Großes Gewächs
-- Falstaff: Spontinoten und die archetypisch würzigen Aromen des Lump, auch kräuterwürzige Noten. Der Gaumen wirkt komplett in sich ruhend, mit viel Stoff, aber zugleich einer geradezu heiteren, unbeschwerten Anmutung, lebendig in der Säure und intensiv mineralisch unterlegt. Große Länge! 94/100
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Weinwisser über: Silvaner Escherndorf am Lumpen 1655 Großes Gewächs
-- Weinwisser: Intensiver Duft von reifen Steinobstfrüchten, Birne, Marille. Im Mund deutlich gediegener, sprich weniger fruchtopulent als in früheren Jahren, sehr kernig und fest im Midpalate, feinsaftige Art, sehr elegant, setzt mehr auf Finesse und Trinkfluss, die Aromatik bleibt aber wie gewohnt hefewürzig und mit pointierter Frucht. 18/20
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Gerstl über: Silvaner Escherndorf am Lumpen 1655 Großes Gewächs
-- Gerstl: Duftet eher zart, aber sagenhaft komplex, florale Noten von der herben Holunderblüte bis zur süssen Lindenblüte stehen im Zentrum, umrahmt von zarter Gelbfrucht, das ist eine betörende Duftschönheit. Ungewöhnlich rassiger Gaumen für Silvaner, das ist ein ziemlich wilder Kerl, aber einer, der das Herz berührt, das ist pure Trinkfreude. Herrliche Leichtigkeit trotz enormer Konzentration, das ist ein beachtliches Kraftbündel, schmeckt ganz einfach genial, messerscharf, sensationell präzis, ein grosses Meisterwerk des Silvaners. 19/20
Horst Sauer
Horst Sauer und seine Tochter Sandra bearbeiten zusammen über 18 Hektar der besten Weinberge Frankens. Als Horst Sauer den Betrieb, der bereits vom Urgroßvater gegründet wurde, vom Vater übernahm, waren es gerade 2,5 Hektar ohne Selbstvermarktung.