Chardonnay Herrenstück 2023

Holger Koch: Chardonnay Herrenstück 2023

Zum Winzer

94+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2034
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 94+/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Herrenstück 2023

94+
/100

Lobenberg: Der Hang vom Herrenstück ist die Ortslage, direkt vor dem Weingut von Holger Koch. Drei reservierte Paarzellen sind für den Herrenstück. Sehr steiler Hang in einem engen Tal. Alles ist sehr gut belüftet. Gleichzeitig haben wir einen Südhang, das heißt es besteht das Spiel zwischen der Kühle sowie der Sonneneinstrahlung durch die Exposition. Kühlere Nächte, heiße Tage. Eine dünne Lössauflage von unter 5 Metern komplett auf Vulkangestein. Die alten Reben erreichen dieses Vulkangestein, was sich in der Mineralik ausdrückt. Hier sind bis zu 20 Prozent Maischevergärung mit drin, um mehr Struktur zu bekommen. Durch den Schalenkontakt bekommen die Weine eine tolle Struktur, die die Spezialität von Holger Koch ist. Dazu der Ausbau im größeren Holz, überwiegend 1200 Liter Stockinger und ein paar 500 Liter Fässer. Die Parzelle aus dem der Chardonnay Herrenstück gewonnen wird heißt Amerika. Aus der Historie heraus, weil der Weinberg so weit weg ist und man so lange laufen musste, um ihn zu erreichen. Man sagte: »Wir laufen nach Amerika.« Und die Parzelle davor heißt Ozean. Also man muss durch den Ozean laufen, um nach Amerika zu kommen. Die Altvorderen hatten schon den Schalk im Nacken. Der Weinberg liegt in der Ihringer Gemarkung. Ein tendenziell immer spätreifender Weinberg. Das liegt daran, dass die Sonne erst am sehr späten Vormittag den Weinberg erreicht. Das ist in warmen Jahren ein riesiger Vorteil. Kann aber in feuchten/kühlen Jahren auch ein Nachteil sein. Durch die große Kühle wird er als letztes gelesen. Diese Lage Amerika mit der größeren Frische sieht Holger Koch eigentlich als die Zukunft an, denn die ganz heißen Lagen wie Schlossberg werden von Jahr zu Jahr mehr Hitzeprobleme bekommen. Feine Frucht mit hoher Intensität, schlanke grüne Birne, Mirabelle, Limettenzeste, Kreidestaub. Insgesamt sehr stimmig ohne viel Frucht im Vordergrund, eher elegant und fein auf Hefe und Stein laufend. Das Holz ist sehr dezent, denn es ist großes Holz. Auch am Gaumen reduzierte, helle und kristalline Frucht mit feinem Hefepolster, Apfelblüte, saftiger grüner Apfel. Druckvoll und mit sehr guter Länge. Schöne Frische aus saftiger Zitrone mit dezent ätherischer Melisse im Nachhall. Im Mund sehr konzentriert und nobel, fein, sehr harmonisch. Ein großartiger Wein. 94+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Chardonnay Herrenstück 2023