Riesling Vom Vulkan Ortswein 2022

Gut Hermannsberg: Riesling Vom Vulkan Ortswein 2022

VDP

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2035
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 93/100
Galloni: 92/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vom Vulkan Ortswein 2022

94+
/100

Lobenberg: Der Wein stammt zu 100 Prozent aus der Kupfergrube, der Zweitwein des Großen Gewäches. Dieser Wein heißt eigentlich Schloss Böckelheimer Riesling vom Vulkan und ist eben aus der vulkanischen Kupfergrube. Die Reben sind zwischen 15 und 30 Jahre alt. Alles darüber hinaus geht ins GG. Rein spontanvergoren im Stahl auf 3 Gramm Restzucker. Der Wein bleibt im Stahl auf der Vollhefe bis zur Füllung Mitte April. Er entspricht zu 100 Prozent der Kupfergrube, mit dieser zu Beginn etwas verschlossenen Nase und dann der fast explosiven Expressivität. Er wirkt noch ein bisschen wilder und rassiger als der feinere Vom Schiefer, die Kupfergrube ist eben vielleicht die noch ein bisschen extremere Lage. Die Nase ist grünkräuterig und steinig, zeigt reife Limette, Zitronengras, grüne Quitte. Saftig und fast explosiv im Mund, wildes Spiel aus Stein, Salz, Säure und viel frischer, schlanker Frucht. Wow, da kommt schon ziemlich viel Druck um die Ecke, die Zunge rollt sich ob dieser salzigen Pikanz. Der Vom Schiefer ist der feinere, etwas rundere Wein, der Vom Vulkan hat diesen kleinen Kick mehr Extremismus aus der Kupfergrube, dieser dramatischen Steillage oberhalb von Gut Hermannsberg. Der Wein steht im Mund wie ein felsiges Monument, für diese Preisklasse ist das sehr beachtlich. Ein Terroirwein mit einem Hang zur Größe, große Klasse. 94+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Suckling über: Riesling Vom Vulkan Ortswein

-- Suckling: Stunning nose of peach, grilled grapefruit, flint and smoke. Compact and sleek with pronounced salty minerality and crystalline clarity that reminds me of mountain air. The fine tannins that give this its power are so well integrated you barely feel them directly, the finish long and steely. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. 93/100

92
/100

Galloni über: Riesling Vom Vulkan Ortswein

-- Galloni: The 2022 Riesling vom Vulkan is harvested entirely in the Kupfergrube, again from 20-25 years old vines, as well as declassified GG wines, again in a combination of stainless steel and Stück. It's savory with lemon, crushed, dried yarrow and a vestige of crushed fennel seed. The palate has a certain astringency, an unbuffered freshness, that coats the mouth like citrus pith and peel. This is not in a charming phase right now, but it shows its true, stony, uncompromising colors. The 2022 is dry, salty and intense. (Bone-dry) 92/100

Mein Winzer

Gut Hermannsberg

Im Jahr 1901 gründete der preußische Staat die Domäne und erwarb die ersten Flächen: steiles, zerklüftetes und felsiges Gelände inklusive einer ehemaligen Kupferschürfung.

Riesling Vom Vulkan Ortswein 2022