Gunderloch: Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs 2023
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,0% Vol.
- Trinkreife: 2029–2053
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- frische Säure
- 3
- Lobenberg: 97–100/100
- Falstaff: 98/100
- Weinwisser: 19,5/20
- Suckling: 97/100
- Galloni: 96/100
- 6
- Deutschland, Rheinhessen
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Weingut Gunderloch, Carl-Gunderloch-Platz 1, 55299 Nackenheim
Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs 2023
/100
Lobenberg: Gunderlochs Top-Lage Nackenheimer Rothenberg, die direkt an das Weingut angrenzt, quasi die Hauslage ist und fast eine Monopol-Lage. Alle Weine bekommen eine gewisse Maischestandzeit von ein paar Tagen, je nach Jahrgang. Dann wird nach sensorischer Probe, sobald die Phenolik anfängt die Aromatik zu verändern, schnell abgepresst und ohne Vorklärung in die Stückfässer gegeben und spontan vergoren. Komplett durchgegoren, knochentrocken. Der Rotenberg ist das nördlichste Stück des Roten Hangs, zieht sich bis in die Gemeinde Nackenheim hinein. Die Lage hat einen wilden, urwüchsigen Charakter. Auch Caroline Spanier macht hier einen der besten Weine Rheinhessens mit ihrem Rothenberg wurzelecht. Es ist so eine Art Zwilling des benachbarten Pettenthal, aber er ist noch karger, noch extremer, es ist fast pures Gestein. Und so riecht und schmeckt dieser Wein. Wie eine Geröllhalde, Gesteinsmehl, Garrigues, feuersteinig-rauchige Reduktion. Eine kanalisierte Rothenbergwürze, im Gegensatz zum feingliedrigeren Pettenthal ist der Rothenberg in der Nase verschlossener und ruhiger, dafür aber im Mund massiv viel vibrierender und wilder. Der Mund ist eine Explosion, herbsaftig, griffig, mit wildem Zug und hohem Oszillographen zwischen warmem Sandstein, grüner Olive, Quittenbirne und Meersalz. Der 2023er ist wilder als der etwas feste 2022er, wirkt aufbrausender und packender in seiner lebhaften Art, er kickt und zieht in all seiner jugendlichen Kraft. Der Rothenberg hat nie die Eleganz des Pettenthals, aber er hat einen solch eigenwilligen, kernigen Charakter, etwas unzugängliches und geheimnisvolles, das ihn noch faszinierender macht. Urwüchsig und balanciert zugleich, große Weine können Gegensätze vereinen. 97-100/100
Jahrgangsbericht
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!
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Falstaff über: Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs
-- Falstaff: Eine Tonschieferwürze par excellence, sehr klar im Ausdruck, Gesteinsmehl, balsamisch, aber auch Limettenschale, gelber Apfel, Weinbergpfirsich. Im Mund beeindruckt die nahtlose Integration von geschmeidigem Reichtum und stahliger Säure, eine sehr fein aufgelöste Phenolik macht lange anhaltend Druck, Extrakt und Mineralität für Jahrzehnte
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Weinwisser über: Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs
-- Weinwisser: Der Rothenberg wurde von Carolins Großvater 1934 gepflanzt und ist teils wurzelecht. Dieser Wein hat sich in den vergangenen Jahren zum absoluten Top-Grand- Cru entwickelt. Auch in diesem Jahr gehört er zu den besten Rieslingen des Jahres. Ungemein würzig-steiniges, kathedralenartig komplexes Bouquet mit feinen gelben und roten Früchten, alles würzig untermalt, bezirzt wie die Essenz eines edlen Parfums. Dabei ist er völlig unaufgeregt, puristisch und strahlt eine unglaublich große Ruhe aus.
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Suckling über: Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs
-- Suckling: This stunning expression of the great Rothenberg site is still very tightly wound, the flintiness very pronounced in the first moment, the delicate white peach and wild berry fruit expanding like a rosebud slowly opening during a period of cool weather. Underplayed power and concentration on the extremely precise, medium-bodied palate. Tremendous finesse in the very long, filigreed finish. From organically grown grapes with FairChoice certification. Drink or hold.
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Galloni über: Riesling Nackenheim Rothenberg Großes Gewächs
-- Galloni: The 2023 Riesling Nackenheimer Rothenberg Grosses Gewächs still rings with the finest flinty reduction on the nose. Underneath comes a gorgeous streak of pink grapefruit peel, lifted, serene and almost heady with crushed lemongrass and lemon balm. The palate is buffered but shows a clear vein of agile fluidity and serene, sleek, dynamic movement. Leaving gorgeous traces of stony, irony, savory saltiness and unfolding with Seville orange and tangerine, it’s layered, beautiful, soothing, refreshing and long. Citrus zest lingers on the finish. (Bone-dry)
Gunderloch
Das Weingut Gunderloch ist seit Generationen ein Qualitätsvorreiter in Rheinhessen, Carl Gunderloch war Mitbegründer des VDP. Es befindet sich aktuell in sechste und siebte Generation in Familienbesitz und wird nun von Sohn Johannes Hasselbach geführt, der viel frischen Wind und Dynamik in den...