Lobenberg: Alles sehr alte Reben am Fuße der Berge von Gigondas, seit Jahrhunderten ist die Domaine im Familienbesitz. In Gigondas ist es Vorschrift, dass mindestens 50% Grenache enthalten sind. Bei Saint Cosme sind es 70%, dazu kommen 28% Syrah und 2% Mourvedre. Die spät reifende Mourvedre wird im Gigondas und dessen Berglagen so gerade eben reif, sie gibt aber eine schöne Würze. Mourvedre nimmt im südlichen Rhone-Delta aber wegen der Klimaerwärmung gerade dramatisch zu. Durch die höhere Wärme ist diese spätreifende Traube inzwischen perfekt angekommen. Bei Louis Barruol wird alles aus Gigondas als Ganztraube inklusive Rappen vergoren, natürlich spontan. Der Ausbau erfolgt wie üblich im Barrique, zum Teil neues Holz. Louis Barruol hat 2018 keine Mengen verloren, weil sie unglaublich viel gespritzt haben in der Zeit des Mehltaudrucks. Sie sind organisch, aber sie sind nicht zertifiziert, daher haben sie sich die Freiheit genommen die Kupfermengen im Vergleich zu normalen Jahren zu erhöhen, was eben den eco-cert zertifizierten Biodynamikern nicht erlaubt ist, aber Chemie wurde keine eingesetzt. Da ist die Freiheit doch etwas größer, wenn man sich nicht zertifizieren lässt und trotzdem biologisch arbeitet. Es gibt also ziemlich normale Erntemengen hier aus diesem großen Jahr. Nicht nur rote Himbeere und Brombeere, sondern auch ein bisschen Cassis und sehr viel Holunder, Eukalyptus und Minze, tolle Nase. Auch noch etwas vom Holz geprägt, feines Toasting. Im Mund unglaubliche Massen an schwarzer Kirsche, das ist ja reinstes Burgund, aber in üppiger Form, sehr reich, unglaublich schiebend. Allen Raum einnehmend, so einen vollmundigen Gigondas hatte ich selten im Mund. Kräuter der Provence, Garrigue, Unterholz, neues Barrique, satte schwarze Kirsche, geflämmtes Fleisch, wuchtig, üppig, reichhaltig. Der Wein muss ein paar Jahre weggelegt werden, um seine große Kraft und seine enormen, samtigen Tanninmassen abzubauen. Der Wein ist nicht fett, aber auch nicht weit entfernt davon in dieser irren Reichhaltigkeit und diesem Tanninsamtteppich, der in schwarzem Kirschlikör schwimmt. Dann kommt hintenraus wieder Cassis und süße Maulbeere, Salz, ein bisschen Karamelle dahinter, leichte, süße Honigspur. Üppiger, reicher Nachhall, sehr hohe Aromatik. Ein immenser Wein. 96-97/100