Lobenberg: Freisa ist eine alte, autochthone Rebsorte des Piemonts, und die engste Verwandte der Nebbiolo. Sie reift ebenfalls sehr spät, und wird zusammen mit der Nebbiolo als letztes von Hand gelesen. Kyè bedeutet im lokalen Dialekt so viel wie »wer ist?« – ganz klar was man denkt, wenn man diese der Nebbiolo nicht unähnliche, beinahe vergessene Rebsorte ins Glas bekommt! Vajras Freisa wächst in der benachbarten Lage zu ihrem Topwein »Bricco delle Viole«, in San Ponzio, direkt beim Weingut. Aldo Vajra pflanzte die Reben dort auf Schwemmsandböden bereits 1980, damit sind die Vajras Pioniere der Freisa. 1971 hat man hier auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Damals war das noch revolutionär, und erfolgte gegen alle Widerstände der damals massiv agierenden Chemieindustrie. Nach über 50 Jahren Bio-bewirtschaftung, ist das Weingut mit einer unglaublichen Biodiversität der Flora und Fauna gesegnet, nicht nur im Weinberg, sondern auch in den angrenzenden Wiesen und Feldern. In die Freisa Kyè gehen fünf Prozent Ganztrauben, also mitsamt ihrer Stiele, das führt zu mehr Frische aber auch Würze und Komplexität. Bei der Gärung werden die Traubenschalen mit Netzen unter der Wein-Oberfläche gehalten, damit die Aromen und Farbe sanft extrahiert werden. Der Wein wurde für 17 Monate im großen Holzfass ausgebaut und wird dann auf der Flasche gereift, bevor er auf den Markt kommt. Mittleres Rubinrot mit einem Touch Altrot im Glas. In der Nase eine Explosion an Aromen. Wow! Menthol, Wacholderbeeren, Leder, getrocknete Blumen, Potpourri. Extrem viel Würze und doch zugleich so duftig! Herbstwald, auch animalisches, getrocknetes Fleisch, Bresaola. Im Mund ein körperreicher, knackig trockener Wein, der auch den letzten Mundwinkel ausfüllt. Das Tannin ist intensiv, erinnert tatsächlich an Nebbiolo und ist dabei fast pudrig. Es passt perfekt in das Puzzle dieses Weines. Dunkle Beeren, Schwarzkirsche, ätherisch, dezent bittere Kräuter, gebrannter Ton und Bitterschokolade. Präzise und komplex mit beeindruckender Frische, trotz all der Power. Spannender Stoff! 94-96/100
2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.