Lobenberg: 1971 hat man hier bereits auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Damals war das noch revolutionär und erfolgte gegen alle Widerstände der damals massiv agierenden Chemieindustrie. Der Barolo Albe stammt aus drei verschiedenen Cru-Lagen innerhalb der Comune Barolo. Coste, Fossati, La Volta. Da diese Lagen von verschiedenen Expositionen und von 380 bis 480 Höhenmetern kommen, gibt es hier drei Sonnenaufgänge (auf italienisch Albe). Nach der Lese erfolgt eine lange Mazeration, zwischen 27 und 57 Tagen, auf den Traubenschalen. Es wird mit »Submerged Cap« gearbeitet, das heißt Holzbalken halten die Traubenschalen unter der Weinoberfläche, damit sie nicht an der Luft oxidieren. Das führt im Gegensatz zum Überpumpen des Tresters (Remontage) oder dem manuellen Unterdrücken des Tresters zu einer sanfteren Extrahierung der Tannine. Es folgt ein 18-monatiger Ausbau in großen slawonischen Eichenfässern von 40, 50 und 75 HL Größe. Vibrierend leuchtendes Rubinrot mit einem Hauch Orange. Die Nase ist fein aromatisch und schwebend duftend – voller ätherischer Kräuter, Orangenabrieb, intensiver heller Erdigkeit und vibrierender, energiegeladener, knallroter Frucht. Sauerkirsche, Erdbeere, weißer Pfeffer, weiße Lakritz, etwas aromatische Minze, frischer Lavendel und Veilchen. Der Wein vibriert und ist ultra intensiv, beinahe durchdringend puristisch, zugleich aber auch finessenreich und verführerisch sinnlich im Glas. Im Mund ist er herrlich zart und burgundisch. Sooo elegant mit krass präziser Säure. Die Tannine sind ultrafein wie samtiger Puderzucker. Sie treten auf wie eine Lady in High Heels – elegant und doch druckvoll. Giuseppe Vajra schmunzelt bei dem Vergleich – »That's how ALL our 2021s are, Ladies in High Heels!«. Erfrischende Cranberry, rote Johannisbeere, im Nachhall mit der saftigsten roten Kirsche, die man sich vorstellen kann. Insgesamt ist auch im Mund alles auf der roten, präzisen Frucht laufend. Was für eine spannungsgeladene, aromatische Schönheit! Der Vergleich mit einer der höher gelegenen Lagen der Hautes Côtes de Nuits kommt mir dieses Jahr in den Sinn – so herrlich, sinnlich und schön. Die Baroli der Vajras sind immer sehr attraktiv und sinnlich, aber in einem großen Jahrgang wie 2021 ist diese Finesse besonders schön. Selbst der strukturierte Jahrgang 2016, der nicht ganz so viel saftige Frucht ins Glas bringt wie 2021, war bei Vajra beinahe von Anfang an zugänglich.
2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.