Lobenberg: Der FIO Riesling ist das Flaggschiff des Projektes, ein Mosel-Riesling im Stil der alten Schule. Der Wein wird über 3 Jahre auf der Hefe im 60 Jahre alten Mosel-Fuderfass ausgebaut. Der 2016er wurde im Spätjahr 2019 abgefüllt. Danach bekommt er nochmal zwei Jahre Flaschenlager vor dem Verkauf. Tief goldgelb im Glas, schon die Farbe ist old school. Der Wein zieht Schlieren am Glas, obwohl wir hier bei schlanken 11 Prozent Alkohol liegen, das kommt also alles aus dem enormen Extrakt. Komplett durchgegoren, für Moselverhältnisse knalltrocken. Die Nase ist vielschichtig und so tief, dass man geradezu ins Glas gesogen wird. Satte gelbe Frucht, Mirabelle, Quitte, gelbe Birne, von der Reife fast üppig wirkend, aber total fein und ruhig dabei. Trotz des immensen Volumens der Nase zeigt sie kein überbordende Frucht, sondern bleibt eher zurückhaltend, kreidig, hefig, Brioche, grüne Walnuss, Pistazie, auch kühle Kräuternoten, Eukalyptus, Salzmandel, Austernschale. Ganz entfernt erinnert das ein bisschen an Fino Sherry, hochindividuell und eigenwillig, total spannend. Auch im Mund ein aufregender Wein, schlank und athletisch im Körperbau aber gleichzeitig hochverdichtet, samtig, fast ölig in der Textur aus dem langen Hefelager. Anschmiegsam und fein. Hochintensiv, energetisch, aber immer ruhig und stromlinienförmig am Gaumen bleibend. Kein bestimmbarer Fruchtausdruck steht hier im Vordergrund, der Wein ist eher ein strukturelles Ereignis. Hohes Spannungsfeld aus der pikanten Salzigkeit, dem knackig trockenen Geschmack, der steinigen Mineralität und dem samtig-weichen Mundgefühl. Immense Länge, hallt nach und nach und nach. Irgendwie eine schwer zu beschreibende, schwerelose Intensität, denn der Wein bleibt mit seinen 11 Prozent vol. ja doch ein leichtfüßiger Moselriesling. Ein Wein auf den man sich einlassen muss, aber es gibt so viel zu entdecken hier. 95-96+/100