Lobenberg: Capelinos besteht überwiegend aus Mencia. Vergoren wird mit circa 40% ganzen Trauben. Ausbau für 9 Monate in gebrauchten Barriques. Finca Capelinos zeigt sich zunächst am zurückhaltendsten verglichen mit allen anderen Einzellagen. Die Frucht ist eher dezent, der Stein dominiert hier sehr viel deutlicher. Dunkle Kirsche und hellere Töne von Granatapfel, Sanddorn und Schlehe zeichnen sich mit etwas Luft im Glas ab. Süße Gewürze, feine Lakritze und brasilianische Tropenhölzer, auch blühender Thymian und Veilchen. Enorme Komplexität, die kaleidoskopartig auffächert je länger der Wein an der Luft steht, mal dominieren steinige, mal süße, mal würzige, mal kirschig-beere Nuancen, vielschichtig, mehrdimensional und hochfein. Bei jedem Hineinriechen scheint der Wein sich verändert zu haben. Auch das Holz scheint hier bereits mehr mit dem Wein verwoben zu sein, die Barrique-Noten gehen in den restlichen Gewürzen unter. Der Mundeintritt ist einerseits saftig, präzise und filigran, etwas an Guimaros Hochlage A Ponte erinnernd. Andererseits ist da mehr aus der Tiefe schiebende Kraft, mehr Volumen bei gleichem Alkoholgehalt, mehr Schub. Nicht so süß-hedonistisch wie Finca Meixaman, sondern genau dazwischen liegend. Finca Capelinos ist best of both worlds, weil es sowohl vibrierend-rotfruchtige Leichtigkeit als auch dunkelwürzige, steinige Tiefe und Mineralik hat. Wir finden hier die größte Harmonie, die totale Ausgewogenheit und insgesamt den komplettesten Wein, der aber wahrscheinlich auch am längsten Zeit brauchen wird, um vollständig aufzublühen. Ewiger Nachhall, in dem die fest von feinstrukturierten, dicht verwobenen und samtigen Gerbstoffen eingerahmte Frucht wie auf einem kreidigen Teppich ausklingt. Ribera Sacra ganz groß. Leider gibt es nur 800 Flaschen von diesem raren Stoff. 97-100/100