Lobenberg: Ein Weingut im Besitz von Herrn Kwok, einem Weinguts-Investor aus Hongkong, dem auch Bellefont-Belcier und Tour Saint Christophe gehören. Erstmalig mit dem Jahrgang 2019 wird Enclos De Viaud unter neuer Regie vinifiziert und kommerzialisiert. Es ist ein winziges Weingut mit nur drei Hektar Rebfläche alter Reben. Der Untergrund besteht aus Lehm und Kies. Im Weinberg wird traditionell gearbeitet, aber komplett begrünt und ohne den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden. Überwiegend biologische Weinbergsarbeit. Komplette Handlese und Entrappung. Dann eine spontane Vergärung und der Verzicht auf Schwefelzugabe bis nach der Malo. Die Fermentation findet im Stahltank statt, der Ausbau komplett im Barrique. Davon 90 Prozent Zweitbelegung und 10 Prozent neues Holz. Es gibt nur 7.000 Flaschen, der Wein hat 13,8 Volumenprozent Alkohol. Die Cépage ist 85 Prozent Merlot und 15 Prozent Cabernet Franc, der Ertrag liegt bei 40 Hektoliter pro Hektar. Bei extremer Dichtpflanzung ist das ein sehr kleiner Ertrag pro Stock von weit unter einem Kilo. Enclos de Viaud ist neben Château Haut Musset ein weiteres hochspannendes Weingut aus Lalande-de-Pomerol im sehr bezahlbaren Bereich, ein gleichwertiger Pomerol kostet das Dreifache. Das ist hier ein winziges Weingut mit extrem charmanten Weinen. Lalande-de-Pomerol mausert sich langsam zu einem ernsthaften Konkurrenten von Pomerol. Dem kommen die wärmeren Jahrgänge ab 2016 mit der daraus resultierenden Cabernet Franc-Perfektion und der zugleich aus kühlen Nächten resultierende großen Frische, sehr entgegen. Hochreif und frisch zugleich! Die Nase: Würzige Waldhimbeere, dahinter Schlehe und süße Kirsche nebst Lavendel und Rosmarin. Sehr feines Salz, ganz Helle Lakritze, etwas Praline und etwas Nutella. Aber fein auf der roten Frucht und auch auf schwarzer Kirsche laufend, sehr verspielt. Der Mund läuft nur im ersten Ansatz komplett auf roter Frucht. Himbeere vor Erdbeere, vor Schlehe, süßer roter Kirsche und Sauerkirsche, Cranberry, Sahne. Tänzelnd. Aber dann kommt wuchtige schwarze Kirsche, Backpflaume, Holunder und süße reife Maulbeere. Lavendel, Rosmarin, Rosenblätter und im Mund reife, sämige Feige. Die Tannine rund und reich und samtig und seidig, total poliert. Ein angenehm er Samtteppich. So ein graziler und delikater und zugleich reicher und üppiger Wein. Er macht unglaublich viel Trinkfreude, der Flus und Nachhall sind eine ereotische Wonne. Und er ist so lang und endet in einem wunderschönen salzigen Himbeerfinale mit feiner roter Kirsche nebst hoher dunkelfruchtiger Reife und Feige darunter. Süßes Teer mit Praline haften. Alles verträumt und miteinander verwoben. Und trotzdem für Minuten anhaltend. So sehr Pomerol 'en finesse', ich verstehe gerade bei diesem Wein schon wieder warum das Pomerol als Primus inter Pares im Bordealaise gilt. Hier verschmilzt Bordeaux mit Burgund und Loire. Der vollmundig reiche Wein hat durchaus Substanz und Klasse, er gehört zu 100 Prozent in die fast wollüstige, erotische Charming-Fraktion. Eine unbedingte Kaufempfehlung, weil er so wunderschön und dafür ungeheuer preiswert ist. 94-95/100