Riesling Monzinger Kabinett 2023

Emrich Schönleber: Riesling Monzinger Kabinett 2023

VDP

Zum Winzer

93
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
9,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2043
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
fruchtbetont
leicht & frisch
3
Lobenberg: 93/100
Suckling: 93/100
Galloni: 93/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Monzinger Kabinett 2023

93
/100

Lobenberg: Ein kühles, aber druckvolles Kabinett. An der Nahe haben die Kabinette 2023 nicht die unendliche Feinheit wie 2021 oder 2022, sondern sind schon etwas reifer und kraftvoller, haben mehr Dampf. Die Nase duftet wunderbar nach reifen roten Äpfeln, nach Orangenabrieb, Zitronat und einem Hauch Melisse. Weißer Pfeffer, eher fruchtreduziert. Der Mund ist supersaftig, kandierte Zitrone, Mandarinenschale, pikant im Nachhall mit feinem Salz. Der Mund ist saftig und dicht, hat eine vibrierende Säurefrische, die sich über die Orangen-Nektarinen-Kombi schön abrollt, klar mit mehr Druck als die Mosel. Läuft nur geradeaus, ich mag das. Steinig und stramm zwar, aber doch mit genug Verspieltheit und Saft, dass er auch jung schon Freude bringt. 93/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

93
/100

Suckling über: Riesling Monzinger Kabinett

-- Suckling: This doesn’t taste quite like blood orange, but the way the fruit and acidity interplay reminds me strongly of that fruit. Lots of orange blossom and lemon zest, also some bergamot and fresh basil. So enormously refreshing you barely notice the hint of natural grape sweetness. Drink or hold.

93
/100

Galloni über: Riesling Monzinger Kabinett

-- Galloni: The 2023 Riesling Monzinger Kabinett is picked in Halenberg and Niederberg. The palate teases and dances, presenting orange, tangerine and Mirabelle. It switches from fruity sweetness to zesty allure, swaying this way and that, playing with its own lightness and flavors, leading us on a merry dance that just makes you want to take another sip. An exquisite balance with 46 g/L tends to disappear in the face of 8.4 g/L of acidity. (Medium)

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...