Lobenberg: El Carretil ist wie Pison ein Einzellagen-Rioja, es sind zwei der besten Lagen ganz Spaniens. Carretil ist immer etwas tänzelnder, etwas weniger reich und warm als Pison. Für mich ist Carretil häufig der beste Wein von Artadi. Er zeigt die erste Nase nach Valdegines und La Poza, die nicht nur extrem von der Frische gekennzeichnet ist, sondern die auch eine gewisse Generosität mit sich bringt. Wunderschöne, satte, süße schwarze und rote Kirsche, auch etwas Blaubeere, Unterholz und Veilchen, Minze und Eukalyptus, Holunder, fast wie Tinte. Sehr reich, durchaus Holz spürbar, üppig und trotzdem überhaupt nicht fett oder ordinär. Orangenzesten geben Frische in das rappengeprägte Unterholz. Wieder Süßholz und satte Blumigkeit, so viel Veilchen. Das ist Cool Climate wie aus 800 Metern Höhe. Der Mund ist explosiv, so viel Kirsche mit Holunder, saure Himbeere und wieder Veilchen zum Abwinken, extremstes Burgund, aber in einer Frische wie wir es aus diesen Lagen selten kennen mit etwas mehr Sauerkirsche darunter, so intensiv, so lang, darunter dieses Unterholz, Veilchen, ein bisschen Grapefruit, salzige Länge, hochintensive, aber total seidige Tannine. Ein Wein, der von Holz unterlegt ist und das Holz trotzdem nicht spüren lässt, ein Wein in einer unendlichen Länge, Kreide und Kalkstein in satter salziger Mineralität mit der Struktur eines Tempranillo, wie es im perfekten Traum sein soll. Frische frisst das Holz, auch weil das kleine Barrique nur noch zu 25% neu ist. Dieser Carretil, der gar nicht wieder aufhört in seiner salzigen Frische, der mit seiner intensiven, wunderschönen, burgundischen Kirsche, Schwarzkirsche, Sauerkirsche langläuft. Lakritze schwingt mit, Eukalyptus und Minze schwappen immer wieder hoch. Das Tannin zeigt diese feine Schärfe und ist dennoch so samtig und seidig. Der Wein ist aber deutlich generöser und voluminöser als der Pozo, nicht besser, nur erwachsener, einfach perfekter. Irgendwie Grandios. 100/100