Egon Müller: Riesling Scharzhofberger Auslese 2023
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, süss
- 8,0% Vol.
- Trinkreife: 2025–2081
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- exotisch & aromatisch
- sehr süss
- 3
- Lobenberg: 100/100
- Suckling: 98/100
- Parker: 97+/100
- Galloni: 97/100
- 6
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Egon Müller, Scharzhofberg, 54459 Wiltingen, DEUTSCHLAND
Riesling Scharzhofberger Auslese 2023
/100
Lobenberg: Die Weine wurden Ende Februar 2024 abgefüllt, also wie immer recht früh. Wenn man hier die Nase ins Glas hält, wird man vom Blitz getroffen. Die Botrytis von 2023 ist wirklich wahnsinnig intensiv, hast fast schon Beerenauslese-Charakter. Dabei ist das eine sehr »trockene« Auslese, die knappe 100 Gramm/l Restsüße hat, also deutlich weniger als sonst. Annähernd 100 Prozent Botrytis in der Auslese. Dazu diese massig vorhandene, aber perfekt reife Säurestruktur von 2023, was die Weine bei all ihrer Botrytisintensität fast trinkbar macht, jedenfalls einen ungeahnten Fluss verleiht. Ich habe so ein Jahr noch nie probiert. Am ehesten kommt vielleicht 2010 hin, das ist auch Egons Referenz in der Erinnerung, aber wir sind uns einig, dass es deutlich geschmeidiger und reifer ist, weniger brutal als 2010. Aber wir haben dieselbe Intensität, diese ungeheuerlichen Druck von allen Seiten. Alle Regler nach rechts. Englische Bitterorange, herbe Quittenmarmelade, Passionsfruchtsäure. Irgendwo zwischen Faszination, Trinkfreude und Überwältigung einzuordnen. Das ist vielleicht die spannendste Auslese, die ich hier seit langem probiert habe. Der helle Wahnsinn. 100/100
Jahrgangsbericht
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!
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Suckling über: Riesling Scharzhofberger Auslese
-- Suckling: The complex floral honey aromas pull you into this very striking riesling Auslese, in which an orange cream character, restrained honeyed richness, creaminess and dazzling acidity are beautifully interwoven. It’s very hard to resist the combination of great succulence and incredible freshness in the extremely long and dynamic finish. Limited production. Drink or hold.
/100
Parker über: Riesling Scharzhofberger Auslese
-- Parker: The 2023 Scharzhofberger Auslese (AP #8; the Auslese with AP #9 is the Gold Capsule that will be auctioned possibly next year) shows intense, spicy fruit that is noticeably darker than that of the Spätlese (AP #12) to be auctioned. Chewy on the palate, this is a mouth-filling Scharzhofberger. It is dense, complex and juicy yet extremely savory and expressive, marked by laser-like acidity and offering notes of bitter orange in the finish, representing the meticulous selection of botrytized grapes, although green berries were still accepted for this Auslese. The combination of concentrated, aromatic fruit and racy acidity links this Scharzhofberger Riesling to the warm phase of the vintage with the cool month of August. During the tasting in spring, the texture and acidity were still somewhat at odds with one another, which created a lot of tension but not much subtlety. This will undoubtedly change over the years in the bottle. Whether it takes 20 or 30 years for finesse and harmony to reveal themselves, only time will tell. In any case, this extract-rich Auslese with its mouthwatering mineral finish gives rise to high hopes. If you want to enjoy an early taste of a Scharzhofberg, you should not buy an Auslese but a Kabinett, because as a rule, even after only 10 years, it tastes heavenly in its mouth-filling harmony and delicacy.
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Galloni über: Riesling Scharzhofberger Auslese
-- Galloni: The 2023 Riesling Scharzhofberger Auslese, made from botrytized fruit that's juicy but not shriveled, offers a nose of candied orange peel dipped in clear honey with hints of dried apricot and a light vestige of smoke. The palate is intensely sweet, featuring candied peach and lemon peel that tingle and make the mouth water with their exquisite sharpness. Tautness and tension define the light body, creating a heightened drama of absolute acid and sugar.
Weingut über: Riesling Scharzhofberger Auslese
-- Weingut: Egon Müller über den Jahrgang 2023: Der Winter war wieder sehr mild. Der ausgiebige Regen im September und Oktober hatte die Trockenheit beendet und auch November, Dezember und besonders der Januar waren sehr naß. Der Februar war warm und trocken, März und April brachten aber wieder überdurchschnittlich viel Niederschlag und der April war zudem recht kühl mit einigen Frosttagen, so daß die Vegetation, die sehr früh begonnen hatte, gebremst wurde. Mai, Juni und Juli waren warm, ohne extrem hohe Temperaturen und sehr trocken. Die Reben gediehen prächtig. Selten haben wir so große Blätter und Gescheine gesehen. Die Blüte begann im Vergleich der letzten Jahre eher spät, verlief aber sehr zügig und war um den 18. Juni beendet. Der Pflanzenschutz war aufgrund der Trockenheit unproblematisch und Mitte Juli waren wir der Meinung, der Sommer würde wie im Vorjahr von Dürre und Hitze geprägt. Wir haben in allen Weinbergen die 3. Traube an jedem Trieb abgeschnitten, aus Furcht daß bei anhaltender Trockenheit das Ernteniveau zu hoch sein könnte. Am 18. Und am 19. Juli waren die Nächte sehr kühl. Wir hatten am 4. Juli zum letzten Mal gespritzt, bis dahin nur ökologisch, und da wir wussten, daß die Weinberge mittlerweile ohne Schutz waren haben wir sehr genau kontrolliert. So haben wir glücklicherweise die Oidium Infektion sofort gesehen und kontrollieren können. Es folgte allerdings eine sehr unbeständige Witterung, die bis Ende August anhielt. Vom 24. Juli bis zum 31. August fielen etwa 250 mm Niederschlag. In dieser Zeit haben wir dreimal gespritzt, so oft wie in der ganzen Saison bis dahin und nun mit systemischen Mitteln. Die Lage schien unter Kontrolle und bei der letzten Spritzung wurden nur die Weinberge, die normalerweise spät gelesen werden, behandelt, da wir von einer frühen Lese ausgingen. Der nasse August verlangsamte die Reife allerdings und Anfang September schien ein Erntebeginn im Oktober wahrscheinlich. Die Weinberge die nicht spät gespritzt worden waren zeigten jetzt deutliche Peronospora Schäden am Laub. Der September war sehr warm, sonnig und trocken. Die Mostgewichte schossen in die Höhe aber dort wo das Laub von Peronospora geschädigt war, war die Zuckerzunahme deutlich geringer. Die Trauben waren ungewöhnlich aromatisch und die Säuren hoch. Die anhaltende Feuchtigkeit hatte auch die Botrytis begünstigt und ab Mitte September bot sich die Gelegenheit, edelfaule Trauben auszulesen. Wir begannen am 20. mit der Ernte und mussten schnell feststellen, daß es zwar recht viele Trockenbeeren gab, deren Pressausbeute aber eher klein war, da die Botrytisinfektion zu einem sehr frühen Zeitpunkt gekommen war und es eines hohen Konzentrationsfaktors bedurfte, um die gewünschten Mostgewichte zu erreichen. Im Verlauf der Lese gingen die Erntemengen, die anfangs noch bei etwa 50 hl/ha gelegen hatten, zurück. Der Rückgang beschleunigte sich in der 3. Woche, allerdings nun bei deutlich höheren Mostgewichten. Am 10. Oktober wurden die letzten Trauben eingebracht. Im Durchschnitt lag der Ertrag bei 28 hl/ha, die Mostgewichte liegen im Durchschnitt auf dem Niveau von 2021, wenn auch mit größeren Abweichungen nach oben und nach unten, die Säuren sind noch höher, vor allem bei den Botrytis Weinen atemberaubend. Erste Proben lassen erwarten, daß die ungewöhnlich ausgeprägte Aromatik der Trauben sich im Wein wiederfindet und wir hoffen auf einen spannenden Jahrgang.
Egon Müller
Die besten edelsüßen Rieslinge der Welt kommen von der Saar und der Mosel. Das Weingut Egon Müller steht allgemein anerkannt an der Spitze dieser kleinen Elite. Man muss keine weiteren Worte verlieren. Wer die hohen Preise der weltbesten Weine bezahlen will und kann, weiß warum diese Summe dennoch...