Dr. Loosen: Riesling Erdener Treppchen Spätlese 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, süss
- 8,5% Vol.
- Trinkreife: 2023–2044
- Verpackt in: 6er
- 9
- sehr süss
- exotisch & aromatisch
- mineralisch
- 3
- Lobenberg: 95–96+/100
- Suckling: 94/100
- Falstaff: 93+/100
- Gerstl: 20/20
- 6
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Dr. Loosen, Weingut, St. Johannishof, 54470 Bernkastel-Kues, DEUTSCHLAND
Riesling Erdener Treppchen Spätlese 2022
/100
Lobenberg: Für die restsüßen Weine wendet Ernie seit geraumer Zeit ein Verfahren an, dass er Teabag-System nennt. Also eine Infusion von ganzen Beeren wie bei einem Teebeutel. Dazu werden ungefähr 10 Prozent ganze Trauben in die Tanks gegeben, dann kommt der frische Traubenmost drauf und die Spontangärung beginnt. Anschließend wird der Wein von den Trauben abgestochen und ins Holz gegeben zur Lagerung. Ernie geht immer mehr zurück auf Holz, für die GGs sowieso, aber nun auch für die Prädikate. Diese Spätlese Treppchen kann locker in der ersten Reihe spielen. Es ist auch 2022 neben der Wehlener Sonnenuhr und dem Würzgarten probiert die Lage, die am meisten Vibration und Spannung in den Mund bringt. Die Nase reiner Schiefer, feuchter Lehm, roter Pfirsich und gelbe Birne. Das Treppchen kommt vom roten Schiefer. So hohe Intensität, dass man meint auch ein bisschen rote und schwarze Waldbeeren und Ähnliches zu riechen. Und dann kommt der Mund und es geht die Post ab. So viel Schub und Saft, dass der Zucker keine Rolle spielt. Das Süße-Säure-Spiel ist ganz fein austariert, saftig und elegant. Der Restzucker unterliegt gegen die Mineralität, Salz und gegen den immensen Extrakt. Das Treppchen ist auch 2022 wieder ein famoser Weinberg neben den berühmten Lagen aus Ürzig und Wehlen. 95-96+/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
/100
Suckling über: Riesling Erdener Treppchen Spätlese
-- Suckling: I love the interplay of ripe and slightly caramelized pear fruit with spicy complexity in this ripe yet lively Mosel Spatlese. The vibrant blood orange character easily balances the natural grape sweetness on the ample palate. Long zesty finish that’s barely off-dry. Drink or hold. 94/100
/100
Falstaff über: Riesling Erdener Treppchen Spätlese
-- Falstaff: Feinwürziger Duft mit frischen Kräutern, Mandarine, Honigmelone und Mirabelle. Geschliffene Süße und stimmige Fruchtsäure prägen das Geschmacksbild. Ausgesprochen reintönig und frisch am Gaumen, perfekt balanciert, lange anhaltend, weiteres Potenzial. 93+/100
/20
Gerstl über: Riesling Erdener Treppchen Spätlese
-- Gerstl: Auch die Spätlese präsentiert sich mit einer unglaublichen Frische und einer tiefgründigen Mineralität. Hier kommt das Rotschiefer-Terroir so herrlich zur Geltung. Dazu kommen eine noble Würze und tänzerische florale Aromen, die der Spätlese eine schöne Komplexität verleihen. Strahlkraft und Eleganz geben dem Wein seinen ganz besonderen Glanz. Im Auftakt ist man schon fast ein wenig überfordert, hier präsentieren sich alle Genialitäten auf einmal. Köstliche Süsse, ein Fruchtschwall, die knackige Säure und eine herrliche Mineralität – alles in perfekter Balance und Harmonie. Von Anfang an baut sich viel Druck und Spannung auf, die sich bis ins lange Finale halten. Ein Riesling-Spektakel par excellence. 20/20
Dr. Loosen
Eine der Wiegen des Weinbaus an der Mosel liegt in Bernkastel-Kues. Heute ist das kleine Örtchen an vielen Wochenenden im Jahr touristisch völlig überlaufen. Aber abseits der historischen Innenstadt liegt als kleine Perle das international renommierte Weingut von Dr. Loosen.