Riesling Erdener Prälat Spätlese Goldkapsel Alte Reben 2022

Dr. Hermann: Riesling Erdener Prälat Spätlese Goldkapsel Alte Reben 2022

BIO

Zum Winzer

97–98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2057
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97–98/100
Parker: 96+/100
Mosel Fine Wines: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Erdener Prälat Spätlese Goldkapsel Alte Reben 2022

97–98
/100

Lobenberg: Der legendäre Prälat ist Christian Hermanns wärmster Weinberg, die Felswände heizen sich zusätzlich zu der enormen Exposition auf und fangen jeden Sonnenstrahl. Über 100 Jahre alte, wurzelechte Reben. Seit 2006 hat Christian Hermann Prälat und 2021 war das erste Jahr in dem er keine Auslese hier produzieren konnte, in 2022 gibt es wieder eine. Zudem gibt es diese Spätlese. Sehr lockerbeerige Trauben, goldgelb und reif, späte Leese. Die Mostgewichte waren nicht viel höher als in 2021 trotz des viel heißeren Sommers, aber es hat einfach Wasser gefehlt. Selbst der Prälat wirkt leichtfüßig und so zart, dass man meint eher ein Treppchen im Glas zu haben. Christian Hermann hat in 2022 wirklich eine sehr filigrane Kollektion geerntet. Normalerweise ist sein Stil schon recht druckvoll, aber das ist so elegant und verspielt, so tänzerisch und das aus einer der reichsten Lagen der Mosel. Schon famos! Grüne und reife Mandarine, Kumquat, Nektarine, Johannisbeere, feiner Darjeelingtee, Veilchen und Cassis. Multikomplex und doch so fein. Schwer vorstellbar, aber Hermann hat hier wirklich einen wahnsinnig leichtfüßigen Prälat auf die Flasche gebracht. Und obwohl die Dichte des Weines durchaus kurz anklingt in der Mitte, bleibt es am Ende ein besonders feinziselierter, verspielter Prälat. Wie 2021 schmeichelt der Prälat 2022 auch Finessetrinkern, die sonst eher Saar-Spätlesen zum heiligen Gral erheben. Wer hätte das gedacht! 97-98/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96+
/100

Parker über: Riesling Erdener Prälat Spätlese Goldkapsel Alte Reben

-- Parker: The 2022 Erdener Prälat Riesling Spätlese Alte Reben (Gold Capsule) comes from Hermann's upper parcel in this famous 1.49-hectare cru and 100+-year-old vines cultivated on gray-red slate. The wine opens with a clear, very fine yet intense and elegant nose with delicate flinty notes of weathered red slate. On the palate, this is a light, vibrantly fresh, delicate and elegant Prälat Spätlese with a spectacularly saline and grippy, very long and stimulating finish. It's still young and a bit tight but very promising. 7.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in May 2023. 96+/100

96
/100

Mosel Fine Wines über: Riesling Erdener Prälat Spätlese Goldkapsel Alte Reben

-- Mosel Fine Wines: The 2022er Erdener Prälat Riesling Spätlese Alte Reben GK was made from clean grapes harvested at 89° Oechsle on extremely old un-grafted vines and was fermented down to sweet levels of residual sugar (72 g/l). The wine offers a stunning nose of citrusy fruits, fresh pineapple, cream, and a hint of gingerbread. The wine is stunningly balanced on the palate and leaves a glorious and subtly tart feel in the long finish. Everything is in balance here: Quite simply, this is an outstanding expression of Prälat! 2027-2042 96/100

Mein Winzer

Dr. Hermann

Das Weingut Dr. Hermann in Erden entstand 1967 aus der Erbteilung des Erzeugers Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig. Der Großvater, der Mediziner Dr. Christian Hermann, gründete damals sein eigenes Weingut. Heute leiten Rudi Hermann und Sohn Christian Hermann zusammen den Betrieb. Es ist aber...