Riesling Erdener Prälat Alte Reben Auslese Goldkapsel 2023

Dr. Hermann: Riesling Erdener Prälat Alte Reben Auslese Goldkapsel 2023

Zum Winzer

98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2070
Verpackt in: 3er
9
sehr süss
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 98+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Erdener Prälat Alte Reben Auslese Goldkapsel 2023

98+
/100

Lobenberg: Der legendäre Prälat ist Christian Hermanns wärmster Weinberg, die Felswände heizen sich zusätzlich zu der enormen Exposition auf und fangen jeden Sonnenstrahl. Über 100 Jahre alte, wurzelechte Reben. Seit 2006 hat Christian Hermann Prälat und 2021 war das erste Jahr in dem er keine Auslese hier produzieren konnte, in 2023 gibt es sogar zwei! Eine Goldkapsel mit richtig Vollgas und diese etwas feinere und cleanere Auslese. Die Goldkapsel kommt aus einer tiefen Parzelle unten an der Mosel, hier steht immer viel Nebel drin im Herbst, dann entwickelt sich die satte Botrytis. Wir sind hier bei circa 20 Prozent Botrytisanteil und dennoch 105 Oechsle, zum Vergleich: die Treppchen Auslese GK aus 2022 hatte 60 bis 70 Prozent Botrytis und dennoch weniger Mostgewicht. Das zeigt was für ein gewaltiger Jahrgang 2023 ist. Sehr viel Feuerstein im Anklang, je mehr Luft zutritt, desto deutlicher kommt die köstliche Exotik durch. Papaya und geschälte Mango, Orangenöl und etwas Pumpernickel. Die Fruchtopulenz dieses Stoffs ist atemberaubend, fast überwältigend reichhaltig und druckvoll. Im Prälat ist die Säure oft etwas zu niedrig. Aber seitdem Christian Hermann hier nicht immer ganz am Ende liest, sondern auch mal mitten rein, wenn es sein muss, sind wir bei einer Vitalität und pulsierenden Spannung, die es aus diesem Weinberg nur selten gibt. Die eingetrockneten Trauben waren Geschosse, sagt Christian Hermann, die Säuren waren so aufkonzentriert, dass es knallt. Wir probieren die 2023er Prälat GK noch vor den anderen GKs, einfach auch weil sie niedriger im Restzucker ist und so erstaunlich frisch und fein geraten ist. 98+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Dr. Hermann

Das Weingut Dr. Hermann in Erden entstand 1967 aus der Erbteilung des Erzeugers Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig. Der Großvater, der Mediziner Dr. Christian Hermann, gründete damals sein eigenes Weingut. Heute leiten Rudi Hermann und Sohn Christian Hermann zusammen den Betrieb. Es ist aber...