Lobenberg: Rioja ist ohne Frage die berühmteste Weinregion Spaniens, dabei ist die Region trotzdem alles andere als homogen. Die drei Unterregionen – Rioja Alavesa, Rioja Oriental und Rioja Alta – unterscheiden sich enorm. Dieser Wein kommt aus dem kleinen Weiler Labastida im Nordwesten der Rioja Alavesa, der kleinsten und nördlichsten Unterregion, die sich im spanischen Baskenland befindet und durch kalkreiche Ton- und Sandböden geprägt ist. Der Mastermind hinter dem Weingut Dominio del Challao ist Manu Michelini, dessen Familie unter dem Namen Michelini i Mufatto sowohl in ihrem Weingut im Bierzo, im Nordosten Spaniens, als auch dem argentinischen Weingut in Mendoza unglaublich feine, terroir-getriebene Weine macht. Diese Garnacha spielt in derselben Liga mit den fabelhaften Garnacha von Comando G, aus den Höhenlagen in der Nähe Madrids. Der Weinberg liegt unterhalb des Mount Toloño, in dem Tal, das sich im Zentrum von Labastida befindet. Hier ist der Boden extrem kalkhaltig. Dieser Wein ist ein puristisches Meisterwerk und der Bote der wunderbar genialen Mineralität. Zartes Himbeerrot im Glas mit dicken, ungefärbten Kirchenfenstern am Glasrand. Saftig reife Erdbeeren und Himbeeren schweben der Nase entgegen, auch mazerierte Waldbeeren, Hagebutte, Cranberry und etwas Potpourri. Schon an der Nase ist dieser duftige Rioja zum Reinlegen schön, ich mag mein Glas gar nicht wieder abstellen. Im Mund schafft er den Spannungsbogen von reifer roter Kirschfrucht und Sauerkirschkompott über Cranberry und Granatapfel. Phänomenal frisch, mit feinen, harmonischen Tanninen. Dann, erst nach dem Schlucken, kommt diese grandiose Würze hervor. Lorbeerblatt, weißer Pfeffer, etwas Koriander. Die zart rauchige, an Granit erinnernde Mineralität ist mega beeindruckend und sie wird mit mehr Zeit im Glas immer intensiver, immer monumentaler. In einer Blindprobe wäre das eine Grenache aus Höhenlagen oder vielleicht sogar ein Cool-Climate Pinot Noir?! Das ist das spannende, neuentdeckte Rioja und zugleich Trinkfreude pur. Definitiv auch ein Wein, den man ein paar Jahre im Keller vergessen kann, denn er hat trotz all seiner Frische und Finesse die Balance und Struktur für ein langes Leben. 97/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.