Lobenberg: Der Name der Lage leitet sich wahrscheinlich von „perreuse“ (steinig) ab. Unterhalb dieser Lage verlief eine alte römische Straße mit diesem Namen. Les Preuses liegt auf dem besten Kalksteinterroir Chablis überhaupt. Die Lagen sind sehr frostanfällig, hier direkt an der Grenze zum Fluss. Sehr hoher Kalksteinanteil. In der Domaine William Fevre gibt es eine kleine Wassersprenkler-Anlage für den Frostschutz, um die Trauben in einen Wassernebel einzuhüllen. Das gefrierende Wasser schützt vor stärkerem Frost. Auch gibt es verlegte Elektrokabel für Wärme. Das ist eine Besonderheit, weil sie sonst zu häufig in Les Preuses einen Großteil der Ernte verlieren könnten. Die Domaine besitzt hier 2,5 Hektar in Süd-Südwest-Ausrichtung. Nach der Handlese wird kurz abgepresst (2 Stunden) und ohne Pumpen nur mit Hilfe der Schwerkraft in 60% gebrauchte Barrique und 40% Edelstahltanks überführt und spontanvergoren. Danach Ausbau über 14 bis 16 Monate ebenfalls zu 60% im gebrauchten französischen Holz, der Rest im Edelstahl. 6 Monate auf der Feinhefe. Die Lage Les Preuses muss sich häufig mit Les Clos und vielleicht manchmal Blanchot um die Krone im Chablis balgen, fast immer ist Les Preuses der Sieger für mich. Les Preuses grenzt direkt an Fourchaume an, dem wahrscheinlich besten 1er Cru neben Vaulorent. Chablis wird ja in der Regel viel früher auf den Markt gebracht als die großen weißen Burgunder. Auch weil die Charakteristik eines Chablis viel mehr in Richtung Frische geht. Für mich sind die besten Chablis eben jene mit einer leicht grünen Frucht, einer strukturierten Straffheit und einer ausgeprägten Mineralik. Les Preuses hat diese Erhabenheit, die kaum ein anderer Wein aus Chablis hat. Schon in der Nase ist er schwebend, mit satter Mineralität, Stein und Feuerstein ausstrahlend. Fast ein wenig an einen großen Sancerre oder Puilly-Fumé erinnernd. Gar nicht unbedingt Chardonnay-artig in dieser Feinheit, Fruchtigkeit und Frische. Und in einem so straffen und intensivem Fruchtjahr haben wir dann eine so klare Sauvignon-Affinität. Feine Melone, weißer Pfirsich, ein bisschen grüne Früchte dazu, Grapefruit, Orangenzesten. Dann kommt langsam eine Blumigkeit mit etwas Jasmin und straffe Netzmelone neben unreifer Birne. Sehr lang, dicht und aromatisch. Aber eben nicht schwülstig, sondern straff. Im Hintergrund schwingen immer Feuerstein und Kalkstein mit. Im Mund eine unglaubliche Power, so viel Druck ausstrahlend. Leichte Adstringenz, leichte Schärfe mit weißem Pfeffer, Minze. Auch eine tolle Krautwürze mit Estragon und Thymian gesellt sich dazu. Mit dieser straffen, weißen Melonenfrucht neben Grapefruit und Orangenzesten. Und auch immer wieder Stein, Feuerstein und Kalk, Salz an der Seite. Langer Nachhall. Für mich sind das genau die Chablis, die ich für groß halte. Denn wenn ich etwas fettes, reiches möchte, dann greife ich zu einem Puligny-Montrachet, etwas straffer in Chassagne, hocharomatisch in Meursault. Aber wenn ich Power und straffe Eleganz und Struktur möchte, mit Steinigkeit und Frische, noch dazu Schlankheit, dann muss es Chablis sein. 97-98/100