Lobenberg: Latricieres Chambertin liegt in einer leichten Senke, die fast permanent von kühlenden Winden durchzogen wird. Das sorgt für einen Gegenpol zu dem sehr hellen, steinigen Boden, der sich schnell erwärmt und diese Wärme auch abstrahlt. Latricieres vereint dieses grandiose Spiel aus warmen, reifen und kühleren, spannungsgeladenen Elementen in sich. Eine magische Lage, die gerne mal unterschätzt wird, obwohl sie so spannende Weine hervorbringen kann. Das ist wohl Schicksal, wenn man der südliche Ausläufer des berühmten Le Chambertin Grand Cru ist. Seit 1996 ist Trapet Bio-Vorreiter, seit 2009 auch komplett biodynamisch zertifiziert. Im offenen Holzcuve vergoren und dann zur Malo ins Barrique überführt. Wir haben hier im Latricieres eine viel dunklere Frucht, auch deutlich mehr Beerenfrucht als bei den 1ers Crus, alles weist auf höhere Reife und höhere Intensität hin. Ein bisschen Pflaume und Schlehe kommen zur Sauerkirsche. Denn wir haben auch hier beim Latricieres trotz der etwas reiferen Einflüsse immer noch diese enorm spannungsgeladene, saftige, rote Frucht für die Gevrey und besonders Trapet so sehr steht. Aber hier kommen noch mehr blaue Beeren hinzu, etwas mehr Druck, mehr Dichte, die höhere Konzentration klingt deutlich an. Eine zarte Brise asiatische, süße Gewürze. Dadurch kommt eine feine Süße dazu aber auch der Graphit-mineralische wie ihn auch der 1er Cru Capita so deutlich zeigt kommt hier wieder durch. Am Gaumen ist der Wein der energetischste von allen, wie eigentlich in jedem Jahr. Der Mundeintritt ist wirklich eine Explosion in roter Frucht, das ist dermaßen energiegeladen und saftig, unglaublich. In 2020 hat er auch samtig-weiche Blaufrucht dabei. Maulbeere, Cassis, Blaubeere. Das ist so immens verspielt wirkend, verblüffend für einen Grand Cru, hier ist nichts überkonzentriert und nichts drückend, obwohl die Reichhaltigkeit und die Dichte aus der Süße schon immens sind. Natürlich spürt man die Kraft, die in diesem Wein steckt am Gaumen, aber das kommt hier alles auf so einem eleganten, getragenen und feingliedrigen Gerüst daher, dass es die reinste Freude ist. Hier kommt nichts über schiere Kraft oder Üppigkeit, alles bleibt fein und beschwingt. Geradlinig, so fokussiert und gleichzeitig so verspielt und energetisch. Alles wird von dieser feinen Spannung getragen. Total poliert und schwerelos dahingleitend und trotzdem für ein langes Leben gebaut, auch weil Trapets Grands Crus mit dem Alter nochmal ganz dramatisch an gefühlter Dichte und Kraft zulegen können, was man nicht unterschätzen sollte ob ihrer jugendlichen Delikatesse. 97-100/100