Lobenberg: Rund 80 Prozent Grenache und dann etwas Syrah, der Rest Mourvèdre, Cinsault und Carignan. 50% werden nicht entrappt vergoren. Schwarz mit rubinroten Reflexen. Enorm frische, duftige, schwarz- und blaubeerige Nase, frisches Eichenholz, Süßholz, Holunder, schwarze Erde, Estragon, dahinter leichter Salzhauch und Steinmehl, insgesamt sehr viel Rasse und Frische anzeigend. Wie so typisch hohe Säure bei gleichbleibendem, sehr rundem und feinem Tannin. Deutlich rassig im Mund, tolle Frische anzeigend, die immense, fast irritierend hohe Mineralität kommt sofort im ersten Antrunk. Deutlich salzige Noten mit Steinen, Straßenstaub, satte Garriguewürze, noch etwas raues Tannin, was aber eine sehr feinkörnige Struktur aufweist, dann erst kommt blaue und schwarze Frucht. Sehr trockener Wein, lang nachhallend, unglaublich rassig und mineralisch. Der Wein braucht sicher einige Jahre bis zur Trinkreife und wird nie der feminine Charmeur, dafür ist er tendenziell der größere Wein, maskulin, fast drückend voll Testosteron. Sehr interessant, macht Spaß, hat eine Stilistik voller Spannung, die ein wenig an einen Crozes-Hermitage erinnert. 91-92+/100 91–92+/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!