Lobenberg: Alle Weine bei Grivot stammen aus eigenen Weinbergen. Die Weinbergsarbeit ist biologisch. Strenge Sortiermaßnahmen sorgen für extrem sauberes Lesegut. Der Ausbau erfolgt in der Regel über 15 Monate in Fässern aus Allier-Eiche, der Neuholzanteil ist eher moderat, in der Regel maximal ein Drittel. Die Vinifikation wird je nach Jahrgang leicht angepasst, immer mit vorsichtiger Schwefelung von Beginn an, um ungewollte Weinbergshefen zu unterdrücken und die Kellerhefe zu begünstigen. Gefüllt wird ungeschönt und unfiltriert unter Berücksichtigung der optimalen Mondphasen. Alle Weine bei Grivot werden zu 100% entrappt. Das ist eine Besonderheit dieses Weingutes, hier wird nie mit Ganztrauben gearbeitet und alles spontanvergoren auf nahezu 0 Gramm Restzucker. Zuvor gibt es eine 3 bis 5 tägige Kaltmazeration nach der Entrappung mit unverletzten Beeren schon im eigentlichen Gärständer. Die kalt am morgen gelesenen Weine kommen so kalt rein, dass der Gärbeginn im kalten Keller automatisch einige Tage in Anspruch nimmt. Ganz klar fruchtdominiert, wie alles hier, komplett entrappt mit einer sehr schonenden Vorgehensweise und einer Maschine „state of the art“. Diese Tage der Kaltmazeration lösen in den Beeren bereits gewisse Prozesse aus, Hefen und Bakterien arbeiten und das gibt final dann sicherlich einen Kick in Richtung dieser Frische. Obwohl die Weine keine Rappen enthalten weisen sie durchaus dieselbe Frische wie diese auf. Diesen Richebourg nach dem Clos de Vougeot und dem Echezaux zu probieren, zeigt immer auch wieder das Beste von diesen anderen Weinen, denn der Richebourg vereint diese monolithische, druckvolle Hedonismus des Clos-Vougeot mit der Kraft und Komplexität des Echezaux. Und das kuriose ist, dass Richebourg von allem mehr hat. Viele halten Richebourg für den besten Grand Cru überhaupt, manche stehen zum Chambertin, manche finden die Weine der Domaine Romanée-Conti spannender. Aber der Richebourg ist so unglaublich reichhaltig, druckvoll, intensiv, und dennoch voller Vibration und Feinheit. Er ist relativ rötlich in der Frucht, zeigt reiche Sauerkirsche, Orangenschale, weißen und roten Pfeffer, Eukalyptus und Lebkuchengewürz. Sehr reich in der Aromatik, druckvoll, expressiv, aber in der Jugend so fest kanalisiert und hochkonzentiert, dass man den Fruchtkern kaum aufdröseln kann. Süß, lang, konzentriert und doch voller vibrierender Finesse, blumiger Verspieltheit, süßen Veilchen, herben Gewürzen, dunkler Reduktion, etwas Rauch. Alles spielt zusammen, Kraft und Harmonie und doch gewaltig viel Energie und Saftigkeit. Selbst nach Minuten steht der Wein noch im Mund, weißer Pfeffer, Kirsche, Vosne-Spice. Das Schöne an 2022 ist, dass es dieses breite Trinkfenster anbietet, durch die frühere Zugänglichkeit und trotzdem die nahezu perfekte Balance. 2022 wird sicher vor 2018, 2019 und 2021 antrinkbar sein. Ein Richebourg für den Hedonismus. 98-100/100