Lobenberg: Der 2023er besteht aus 45 Prozent Marsanne, 45 Prozent Roussanne und zehn Prozent Viognier. Erste beide wachsen in Rasteau um die Domaine herum, der Viognier noch etwas nördlicher in Villedieu. In Rasteau ein sehr hochgelegener Weinberg, dementsprechend mit viel Säure und Frische ausgestattet. Die Trauben werden im Weingut direkt abgepresst, der Most anschließend im Stahltank angegoren. Dann wird er ins Barrique gelegt, dazu kommen ungefähr 20 Prozent Amphorenanteil. Keine Malo. Die Fässer sind zu 10 Prozent neu, also sehr gering. Es ist das Holz von Michel Tardieu. Der Wein verbleibt für fünf Monate in den Fässern, keine Bâtonnage. Nach insgesamt sechs Monaten wird er schon auf die Flasche gezogen. Dieser Galopine ist auch eine Grundlage für Michel Tardieus Nobles Origines. Das ist mit das Beste, das man an sogenannten »kleinen Weißen« an der Südrhône finden kann. Wir haben auch im vollreifen Jahr 2023 die geniale Frische des »Nordens des Sudens«, der den Wein dominiert. Pfirsich und Melone, auch etwas Reneclaude, Apfelblüten und süßer Rosmarin. Alles toll verwoben und in ungeahnter Balance. Ein bisschen wie ein großer Weißburgunder aus der Pfalz, weil er eben auch so einen nördlichen Touch hat. Im Mund zupackend und hochintensiv, aber wo kommt denn diese geniale Frische her?! Gestein, Kreide, Salz und eine wunderschöne pfeffrige Schärfe dominieren den Wein. Man hätte dem Jahrgang diese feine Frische wirklich nicht zugetraut, es war ja sehr heiß und trocken, aber der Wein ist in gnadenlos guter Balance. Ein wenig kommt die hocharomatische Viognier durch, süße Blumigkeit, die aber nie Überhand nimmt, sondern den Wein nur etwas charmanter und geschmeidiger macht. Dichte, schön buttrige Birnenfrucht, Mirabelle, süße gelbe Pfirsiche, etwas Orangenschale und Litschi dahinter. Fülle, Cremigkeit und Länge sind mehr als vorhanden, aber trotzdem eine geniale Frische. Er steht für Minuten und hört gar nicht wieder auf. Was für ein Schnäppchen in diesem Preisbereich. Never-Ending-Story und ein großer Weißwein der Südrhône, den man in dieser Klasse eher selten findet. Unendlich schicker Stoff mit cremiger Fülle, reichlicher weißer Frucht und Blütenduftigkeit. Der Wein hat das Zeugt, ein Star unter den Weißweinen der Südrhône zu sein. Zumindest in diesem unglaublichen Preisbereich.
Jahrgang 2023 Rhone: Ein Jahrgang auf Messers Schneide! Es brauchte nur ein paar Tage, die das Jahr zwischen einem »Grand Millésime« und einem »Millésime complexe« schwanken ließen. Der letztlich doch noch "klassische" Winter, der von einer ziemlich strengen Kälte geprägt war, verhinderte zum Glück den zu frühen Austrieb und damit jedes Risiko von Frühjahrsfrösten. Der folgende Vegetationszyklus brachte regelmäßige und glücklicherweise reichliche Regenfälle. Daraus resultierende Pilz-Krankheiten setzen die Winzer aber unter Druck! Die Erfahrung des Jahrgangs 2018 mit starkem Mehltau, der den Winzern noch leidvoll gut in Erinnerung ist, sorgte jedoch dafür, dass dieser Pilz-Druck bei den besten Winzern mit Erfahrung und viel Arbeit eingegrenzt werden konnte. Diese Winzer gingen somit gelassen und mit guten Wasserreserven in die Sommersaison, eine qualitativ schöne und große Ernte stand in Aussicht. Außerdem, und das ist selten, beglückte der Sommer die Winzer nochmal mit einigen milden Regenfällen. Am 15. August waren die Weinberge der Rhône gesund und grün. Die Winzer rieben sich die Hände, denn alles deutete auf einen »Grand Millésime« hin. Leider hat Mutter Natur, wie so oft in den letzten Jahren, in einigen Teilbereichen 2023 doch noch anders entschieden. Für einige Tage wurden die Weinberge der Rhône von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Die Trauben auf jungen Rebstöcken und jungen Terroirs hatten kaum eine Chance. Der totale Stillstand im Weinberg. Nur die wirklich alten Vieilles Vignes mit geringen Erträgen, dazu auf geschützten und alten Terroirs, fanden die Widerstandsfähigkeit, um ihre Trauben weiter zur optimalen Reife zu bringen. Die Katastrophe wurde somit nur in Teilen abgewendet, nur sehr alte Reben auf Top-Terroirs brachten grandiose Ergebnisse, aber in Summe über alle jüngeren Weinberge sind die Qualitäten wirklich mehr als heterogen, selbst in den arrivierten und besten Weinkellern... Eine grandiose, sehr spitze Spitze der Pyramide und darunter viel Durchwachsenes. Wieder einmal hat die akribische Selektionsarbeit im Weinberg ihren Sinn erfüllt! Die südliche Rhône: Paradoxerweise zeigen die Weißweine viel Lebendigkeit, Frische und aromatisch-mineralische Ausgewogenheit. Die Gaumen sind strahlend und harmonisch. Unerwartet und großartig. - Die Qualitäten bei den Rotweinen sind dagegen von Rebsorte zu Rebsorte sehr unterschiedlich. Entgegen allen Erwartungen kommen die Syrahs mit moderater Frucht erstaunlich gut weg. Die Weine aus sehr alten “Vieux Grenache” sind wunderbar rassig und von sehr großer Präzision, ein großes Jahr für sehr alte Reben. Junge Grenache aber litten sehr. Die nördliche Rhône: Hier gibt es weiß eine gewisse Ähnlichkeit mit den so herrlichen südlichen Weißweinen, wobei die Dichte sogar etwas ausgeprägter ist, superbe Ergebnisse... Die Qualitäten bei den Rotweinen variieren jedoch von einer Appellation zur anderen und sogar innerhalb der Appellation, abhängig eben vom Rebalter und vom Terroir. Ein Jahrgang, der uns bei den wenigen richtig gelungenen und großen Weinen in der Spitze, aber eben nur da, enorm an den Superjahrgang 2016 denken lässt. Und für den Norden des Nordens gilt »Spéciale!«: Saint Joseph, Condrieu and Cote Rôtie zeigen einige Jahrhundertweine.