Lobenberg: Eine sehr präzise Selektion von fast reiner über 100 Jahre, teils 120 Jahre alter Grenache mit rund 10 Prozent uralter Syrah. Vergärung in Zement, Ausbau im großen Holzfuder. Die alten Reben bringen eine wesentlich konzentriertere, man müsste sagen fokussiertere Frucht als der normale Châteauneuf. Das ist das die allererste überhaupt von Jean Paul Daumen gepflanzte Parzelle innerhalb von Les Trois Sources. Also wirklich uralte Reben mit winzigen Erträgen, häufig nur 200 Gramm pro Stock, das sind 2 kleine Träubchen. Die Nase ist eine Quadratur des Kreises. Wie kann das denn sein?! 2020 ist so wunderbar balanciert, trinkfreudiger und etwas feinsinniger als 2019, sehr harmonisch, feine Würze zeigend, tolle Frische und Rasse. Die nahezu perfekte Witterung in 2020 mit genug Regen, ohne Trockenheit oder Megahitze, ruhiger Lese. Die Cuvée Reserve ist der einzige Wein der gewisse Ganztraubenanteile in der Gärung hat, alle anderen sind komplett entrappt. Diese Entspanntheit zeigt sich in den Weinen, 2020 mutet an wie eine mediterrane Siesta, in sich ruhend. Bei dieser Nase sind wir in der High-End-Burgunderliga angekommen, irgendwo zwischen einem Grivot Richebourg und Liger-Belair mit dieser kanalisierten, ungeheuerlich intensiven Kombination aus blauer, roter und schwarzer Frucht. Cassis, kleine knubbelige Sauerkirsche, blühender Thymian, hoch feine Lakritze, erst ganz hinten kommt die mediterrane Kraft, die Erdigkeit, die angeflämmten Garrigues, etwas Weihrauch und Schießpulver. Ein enorm komplexer Wein, schon die Nase ist eine Entdeckungsreise von Südfrankreich bis ins nördliche Burgund, unglaublich. Dicht, satt, reich, dramatisch in der Intensität, aber so unendlich fein und verspielt. Der Mund ist einfach nicht ausspuckbar. Das ist der einzige Wein, den ich heute während der Verkostung getrunken und nicht gespuckt habe. Weil der Wein eben alles hat, diese total seidigen, unglaublich weichen Tannine und diese Schärfe, diese salzige, feuersteinige Schärfe aus dem Terroir und trotzdem diese Opulenz aus der reifen, süßen Mango und reifer Waldhimbeere. Selbst nach Minuten hat man noch Mangoschalen und Orangenabrieb mit salziger Himbeere auf der Zunge, alles rollt wieder hoch, salzig, voller Spannung. Die Weine von Jean Paul brauchen Zeit, aber nicht, weil sie ihre Tannine und ihre Kraft verarbeiten müssen, sondern bis sie ihre Intensität auf ein mehrheitsfähiges Level reduziert haben. Vieille Juliennes Reserve ist ein eigener Kosmos. 100+/100