Lobenberg: Domaine de L’A ist das biologisch bearbeitete Castillon-Weingut von Stephane Derenoncourt, dem Superstar der Önologie des rechten Ufers, auf dem er zusammmen mit seiner Frau Christine auch wohnt. 11,5 Hektar, überwiegend Kalkstein mit leichter Lehmauflage. Die Domaine de L’A ist seit Jahren der zweitbeste Wein in Castillon, nach dem Weltklassewein von Clos Louie, aber in einigen Jahren durchaus nicht so weit entfernt, und er wäre wie Clos Louie auch sicherlich in der oberen Liga Saint-Émilions einzuordnen. Castoillon liegt ja direkt an Saint Emilion angrenzend, gleiches Kalksteinterroir, gleiche Klasse. Das Weingut arbeitet biodynamisch, auch wenn dieses Zertifikat auf dem Etikett nicht genannt wird. Die Cépage ist 70% Merlot und 30% Cabernet Franc bei unter 20 Hl/ha Ertrag und extremer Dichtpflanzung. Spontan vergoren, ohne Schwefel zur Fermentation und bis nach der Malo. Der Ausbau erfolgt im Barrique aber auch in größeren Tonneau. 2019 hatte einen sehr frühen Austrieb, dann aber ein sehr kühles Frühjahr mit leichten Verrieselungen. Schade für den Winzer, auf Grund der kleinen Erträge aber gut für die Qualität. Die Frühjahrsregen waren so moderat, dass die biodynamischen Spritzungen problemlos verlaufen konnten. Der Sommer war warm mit einigen Hitzeperioden, im August dann mit einigen Gewittern, genau passend um den Stillstand der Reben wieder aufzulösen. Ein Jahr, das von der größten Anzahl an Sonnenstunden aller Zeiten dominiert wurde. Ein mediterraner Jahrgang mit überraschend grandioser Frische aus den kühlen Nächten des Herbstes. Große Tag-Nacht-Unterscheide, oder wie der Winemaker von Château Cheval Blanc zu 2019 sagte: «2019 ist womöglich der frischeste Jahrgang, der in dieser Region von Bordeaux je erzeugt wurde – und das bei gleichzeitig hoher Reife.» Beides spiegelt sich in der Nase wider. Schlehe mit würziger Waldhimbeere, Sauerkirsche dazu. Hohe aromatische Intensität. Piment, leicht pfeffrig, etwas Schärfe ausstrahlend und grandiose Frische und Mineralität. Die Cabernet Franc, die ja im Blend in der Minderheit ist, dominiert aber den Mund, wie das schon mit der Himbeere und der Schlehe in der Nase passiert ist. Aber sie ist weich. Der Mund ist überhaupt butterweich, die Tannine sind seidig, samtig, elegant. Fast eine burgundische Haptik im Mund. Ein voluminöser Gevrey Chambertin könnte es sein. Aber die die Frische, die Pikanz an der Seite, ist eben famos. Intensive, konzentrierte Himbeerfrucht, ein Hauch dunkler Walderdbeeren daneben. Süße Kirsche, wieder diese Schlehe und hintenraus eine feine, kalksteinbelegte Salzigkeit. Ein Supercharmeur von hoher Intensität. Eine Delikatesse in einer Feinheit, wie ich sie so bei Domaine de L´A noch nicht hatte. Und trotzdem hat der Wein Volumen, Dichte und einen reichen Gaumen. Das Holz tritt komplett zurück. Der Anteil an großen Tonneau wurde noch höher, wie gut. Wir sind hier unterwegs in eine Feinheit, wie sie auch Clos Louie schon geht oder wie sie in Saint-Émilion Jean Faure geht, wie sie in der Spitze auch Cheval Blanc darstellt. Was für ein schöner Wein, was für eine Delikatesse! Ich bin schwer begeistert…97-98/100