Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs 2022

Dönnhoff: Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

98–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2057
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 98–100/100
Lobenberg in Wiesbaden: 100/100
Suckling: 99/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs 2022

98–100
/100

Lobenberg: Die Hangneigung der Hermannshöhle ist 60 Prozent. Der Bodentyp: Tonschiefer mit Kalksteinelementen, Rebalter von 60 bis 80 Jahren. Ein guter Teil der Lage wurde 1949 gepflanzt. Seit Jahren, ja seit Jahrzehnten einer der Primus Inter Pares bei den deutschen GGs. Kalkstein und Schiefer ist eine extrem seltene Kombination, vor allem in diesem schroffen Wechsel. Die Hermannshöhle hat oft kaum Pilzdruck durch die Beschaffenheit der Lage, sie ist so exponiert und steil, hat wenig Erdauflage. In 2022 gab es ja ohnehin wenig Botrytis, das Lesegut war total clean. Es ist leicht angelehnt an die feinkristallinen Art des Dellchens, aber in Summe ist es dann der komplettere, ruhigere und versammeltere Wein. Wenn man die Lage sieht, wie exponiert sie ist, wie weit sie sich entlang der Naheschleife erstreckt, dann kann man die Tiefe und das breite Aromenspektrum dieses Weines schon erahnen. Der Duft ist so fein, so schwebend, weißfruchtig und hell, kristallin. Die Hermannshöhle 2022 ist so unglaublich zart, hintersinnig, kommt ganz gediegen. Man hat hier schon das volle Orchester der Hermannshöhle, aber es spielt nicht laut. Seidig-fein, legt sich geschmeidig, fast samtig über die Zunge. Die Hermannshöhle ist fast der schlankste, jedenfalls der filigranste Wein in der gesamte Range. Man muss sich schon auf diese Gelassenheit, diese Zartheit einlassen. Das Dellchen ist, wie im Vorjahr, mehr vorne, expressiver, vibrierender. Aber diese wärmende Samtigkeit, diese unendliche Feinheit der Textur – das ist die Größe der Hermannshöhle 2022. Eigentlich unglaublich wie voller Finessen die Hermannshöhle ist, wenn man das heiße und trockene Jahr bedenkt. Ich bin baff. Das ist groß, weniger aufregend als 21, aber nicht weniger groß. Dieser Stil ist zeitlos gut. 98-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

100
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: DIE Benchmark. Leichte Reduktion mit Stein und etwas rauchigem Holz. im Mund Drama und Ausgewogenheit, Wollust und Eleganz. Nicht diese multiple Persönlichkeit des 100 Punkte Felsenecks, sondern einfach von allem Guten viel, ohne jemals eines Aspekt zu übertreiben. Ich mag die Reibung am Felseneck oder das leicht Dreckige am Halenberg, aber die Hermannshöhle ist die positiv harmonische Perfektion. 100/100

99
/100

Suckling über: Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs

-- Suckling: The restrained beauty of the peachiness in the nose is hard to describe, but easy to be overwhelmed by! On the compact palate this has staggering concentration yet still manages to be very light on its feet. The finish is blade-runner sharp, but the blade also flashes in the sun. Breathtaking drive and energy for the very warm and dry vintage. Then comes the remarkable wet-stone minerality and you can’t wait for the next sip. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. 99/100

Mein Winzer

Dönnhoff

Der heilige Gral des deutschen Rieslings – nicht wenige Liebhaber verorten ihn bei den Dönnhoffs im Nahetal. Helmut Dönnhoff gehört völlig ohne Zweifel zu den zehn besten Weißwein-Erzeugern des Erdballs und ist heute eine lebende Riesling-Legende. Sein Sohn Cornelius hatte also große Fußstapfen zu...

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