Lobenberg: Diego Magana ist der Schüler und Ziehsohn von Raul Perez, jenem Unikat und Haudegen, der inzwischen berühmt geworden ist in Bierzo und auch in der Ribeira Sacra, wo er mit einem anderen ehemaligen Schüler Guimaro auch ein Weingut betreibt. Diese Selektion ist eine klassische Field-Blend und Fass-Selektion von Diego Magana. Bestimmte Teile der Weinberge und dazu eine Fassselektion aus den Topweinen. Die im gemischten Satz gepflanzten Reben, mit dem Schwerpunkt auf Mencia, Alicante Bouschet, Souson und Dona Blanca, sind über 80 Jahre alt. Sie stehen in Villafranca del Bierzo auf 540 Metern Höhe. Das Terroir ist weißer Lehm, gemischt mit großen Kieseln. Auch ein Anteil Kalkstein und viel Schiefer. Valtuille und Villafranca sind das Gegenstück zum französischen Burgund, fast in jeder Beziehung. Die Weinberge sind nach Westen und Norden ausgerichtet. Alles Steillagen. Die Weine werden per Hand geerntet, die steilen Weinberge können natürlich gar nicht mit Maschinen bearbeitet werden. Es gibt eine Entrappung, aber 60 Prozent reife braune Rappen werden der Gärung wieder zugegeben. Diese findet in 2.500 Liter fassenden Holzgärständern statt. Der Ausbau geschieht danach in 2.800 Liter großen, gebrauchten Holzfässern. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass alles bei Diego Magana biologisch bearbeitet wird, keine Herbizide, keine Pestizide und immer nur Spontangärung. Der Boden muss viel Eisen enthalten. Wir haben die typische Blut-Assoziation in der Nase. Dazu Orangenzesten. Deutlich Eisen, ganz feine, helle Lakritze. Sehr helle Farbe, durscheinend. Ein heller Burgunder. Mencia gibt nicht viel Farbe, aber Mencia gibt verspielte Würze. Ganz feine rote Johannisbeere. Schon die Nase ist total verspielt. Ein Hauch von Rosenblättern und Veilchen. Aber gar nicht süß, sondern nur floral. Wieder Salz, Kirsche, Eisen. Ein ultrazarter und gleichzeitig sehr frischer Mund. Die Rappen sind zu spüren und auch die frische, angenehme Säure dieser Cool-Climate-Hochlagen. Bei soviel Sonne und Wärme wie in den letzten Jahren hilft es für die Frische schon, wenn man Nord- und Westlagen hat und keine Südlagen. Der ganze Mund wird von der Vibration vereinnahmt. Langsam kommt der Schiefer durch. Alles haftet, aber nichts ist süß, nichts ist voll oder fett, sondern alles ist fein und trotzdem intensiv. Tolle Spannung zeigend. Ein klein wenig Freakstoff. Man merkt hier eindeutig, wer sein Lehrmeister war. Und Diego Magana scheint den Ehrgeiz zu haben, diesen in seiner freakigen Art und in seiner Unikathaftigkeit noch übertreffen zu wollen. Ein Essensbegleiter, ganz ohne Frage. Er braucht die begleitende Mahlzeit, um diese gnadenlose Frische und Würze in diesem feinen Körper gut begleitet zu bekommen. Echt schicker, edler, delikater Stoff, anders kann ich es gar nicht sagen. DIE ideale Verkörperung des modernen Bierzos, eine Art frischer Charmes Chambertin ohne jedoch in irgendeiner Art uniform oder holzbetont zu sein, der Wein ist immer einnehmend saftig und voll intensiven Charmes. Ein Meisterstück! Ich kenne in dem Preisbereich in Spanien keinen besseren Wein! 96-97/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.