Lobenberg: Das Mikro-Weingut von Edoardo Eguren, Sohn der berühmten Rioja-Dynastie. Drei Einzellagen in einer der besten Gemeinden der Rioja, winzige Produktionszahlen. Alles penible Handarbeit, ein Prestigeprojekt und zugleich ein sehr persönliches. El Tiznado ist der Grand Cru für Edoardo, ein herausragender Wein aus einer der besten Lagen der Rioja. Es gibt nicht einmal 1000 Flaschen von diesem ultrararen Stoff. Ein Weinberg in der Lage El Hoyo, 1923 angelegt, also uralte Reben. Alles Tempranillo verschiedenster Genetik. Hochlage auf 500 Metern mit atlantischen Einflüssen, zugleich geschützt von den Gebirgen der Sierra Cantabria. Der Wein heißt „tiznado“, weil die Spanier so den extrem seltenen Bodentyp nennen, auf dem er wächst. Verwitterter Sandstein, größtenteils sandig und fein, mit ungewöhnlich hohen Eisenanteilen. Roter Sand also. Ein sehr spezieller Cru und daher auch Edoardos ganz persönlicher Grand Cru. Drückend intensive Frucht, schwarzbeerig, würzig, fast an Rappen erinnernd in der eigentümlichen Würzigkeit, aber alles wird entrappt hier. Das ist schon verblüffend. Diese spezielle Art kommt nur aus dem ungewöhnlichen eisenhaltigen Boden. Nelkenpfeffer, Cassis-Strauch, Rotbuschtee und Darjeeling. Dazu hauchfeines Süßholz, das immer wieder in würzigeres Unterholz abdriftet. Auch herbes Kakaopulver und etwas Toffee. Enorm komplex, vielschichtig und changierend wie ein riojanisches Chamäleon. Dann kommt Eukalyptus. Es hört gar nicht mehr auf, bei jedem Hineinriechen findet man neue Facetten. Ein Wein der Zeit und Luft braucht, dann aber seine atemberaubende Nuancierung entblättern kann. Wuchtig und fein zugleich, erstaunlich. Im Bouquet irgendwo zwischen einem würzig-kühlen Oldschool-Rioja und einem druckvoll-intensiven Ribera-Wein zu verorten. Total spannende Mischung. Im Mund erwartet man eigentlich einen Monstertruck-Tempranillo bei dieser Konzentration, aber dann kommt die große Feinheit aus den sandigen Böden zum Tragen. Wir kennen das aus Châteauneuf du Pape, wo die Grenache auf Sand auch extrem fein gerät. Intensive schwarze Beerenfrucht in Lakritze und geschmolzene dunkle Schokolade gehüllt, die sich dann aber zum Finale hin in ganz feiner Salzigkeit und kreidigen, ultrafeinen und polierten Tanninen auflöst. Das Mundgefühl ist purer Hedonismus. Der Wein spielt mit den Sinnen, weil er Kraft und Leichtigkeit zugleich suggeriert. Obwohl das Finish so leichtfüßig anmutet ist es doch von massiven Wellen würzig-süßer Frucht, intensiver Mineralität und feinen Noten von geröstetem Espresso getragen. Dazu eine grandiose Länge, die die Zunge fest im Griff hält. Und doch bleibt es ganz fein, delikat und anschmiegsam. Ist das ein spanischer Chambertin? So weit weg ist er jedenfalls nicht. Ein beeindruckender Wein für den gerade erst gestarteten Edoardo Eguren, alle Achtung. 98-100/100