Lobenberg: Dies ist ein Côte du Rhône in der Liga eines Châteauneuf-du-Pape, in der Liga eines Les Garrigues von Janasse. Grandioser Stoff aus uralten Reben. Er liegt preislich nicht weit über dem Nobles Origines und ist anders als dieser kein Generalist, kein universell harmonischer Blend. Er will polarisieren. Das ist vom Wesen her Châteauneuf in Rayas Stilistik, auch wenn La Crau, wo Rayas wächst, etwas höher liegt. Aber mit fällt keine andere Assoziation als Rayas ein bei dieser Nase. So wunderschöne feine Himbeere, wie man sie auch im Fonsalette von Rayas findet. Fein, schwebend, heller Kreidestaub, dazu Rosenblätter und Veilchen, aber alles bleibt leicht. Der Mund ist eine explosive Komposition aus Pinot Noir und Cabernet Franc – wow, wie kann so etwas so fein und so aromatisch sein? So reich an Himbeere, zarter Erdbeere und zarter Kirsche. Keinerlei schwarze Frucht, alles auf Rot bleibend. Eine wunderbare Frische zieht sich durch, ohne, dass die Säure jemals spitz wird. Von Anfang an Harmonie, Harmonie, Harmonie. So eine grandiose Balance, so eine Länge! Der Wein steht für zwei Minuten und das bei einem angeblichen Côte du Rhône. Das ist ein traumhafter Châteauneuf-du-Pape in einer Feinheit, wie man sie an der Rhône lange nicht gesehen hat. Einfach nur schön! Stellen Sie ihn blind in eine Rayas-Probe – sie denken, sie sind im gleichen Weingut. Ich bin fast verblüfft, so gut ist dieser Wein! Seit Jahren ist er schon grandios, aber in 2021 findet er sicherlich seinen Höhepunkt. Burgund trifft auf Loire in einer nie dagewesenen Feinheit! 96-97+/100 *** Die Cuvée Spéciale ist ein reiner Grenache aus 70 Jahre alten Reben. Die Plots für den Wein liegen an der Grenze zwischen Châteauneuf-du-Pape und Courthézon, also dort, wo auch Beaucastel und Janasse ihre besten Reben stehen haben. Der Wein hat 14,5 Volumenprozent Alkohol. Der Trauben werden nicht entrappt – eine weitere Ähnlichkeit zur Cuvée Spéciale aus dem Châteauneuf-du-Pape. Die Reben stehen nur eben direkt außerhalb der Appellation, was der Qualität der Weine jedoch keinen Abbruch tut. Die Trauben werden nicht entrappt. Nach der Spontangärung in Betonfudern wird der Wein schonend abgepresst und für acht Monate in zwei- und dreijährigen Barriques ausgebaut. Danach weitere zehn Monate im Stockinger-Doppelstück. Die Weine werden nicht geschönt und nicht filtriert, bevor sie in die authentischen Burgunderflaschen gefüllt werden. Ab dem Jahrgang 2020 mit der teuersten Korkvariante von DIAM ausgestattet, die neben Naturkork 100 Prozent natürliche Materialien wie Rizinusöl und Bienenwachs enthält.
Der Jahrgang 2021 stellt an der Rhône zweifellos einen Einschnitt in der Reihe der heißen, trockenen, mediterranen Jahrgänge dar, wie wir sie spätestens seit 2015 durchweg erlebt haben. 2021 erinnert viele Winzer im Rhônetal gar an die »guten alten Zeiten« vor 20, 30 Jahren – späte Lese, hohe Säurewerte und eine Phenolik wie es sie zuletzt in den 90ern gab. Ein Jahrgang der großen Emotionen, ein ständiges auf und ab der Gefühle: Die extreme Frostepisode vom 7. bis 9. April mit Temperaturen von teilweise fast -10°C betraf fast alle französischen Weinbaugebiete. Teilweise sorgte der Frost für einen kompletten Ernteausfall. Drei Wochen lang regte sich gar nichts in den Weinbergen des Rhônetals. Wie durch ein Wunder trieben viele Reben doch noch aus, aber nicht ohne Folgen: Die eiskalten Nächte brachten die Natur aus dem Gleichgewicht, der Wiederaustrieb verlief geradezu anarchisch, die Arbeit im Weinberg war extrem anspruchsvoll und verlangte den Winzerinnen und Winzern alles ab. Die erfreulichen Regenfälle während des gesamten Vegetationszyklus, die gemäßigten Temperaturen im Sommer und der goldene Herbst sorgten für ein großes Durchatmen. Am Ende wird 2021 nicht nur als Jahrgang der plötzlichen Wiedergeburt der Klassik, der Feinheit und Eleganz in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des immensen Aufwands – nur, wer 2021 alles gegeben hat, wurde am Ende mit ultrafeinen Weinen belohnt, wie wir sie seit Jahren nicht mehr im Glas hatten. An der südlichen Rhône ist 2021 ein Jahr der puren Trinkfreude. Alles ist sofort da, offen und so unglaublich fein. Die Alkoholgrade liegen rund 1,5 Prozent unter denen der vergangenen Jahrgänge. Sowohl die Weißen als auch die Roten sind hervorragend balanciert und bestechen mit guten Säurewerten und hoher Frische. Die Weine sind hocharomatisch, die Frucht ist schmeichelhaft und fast schon spielerisch-abgehoben. Eine Grenache voll auf der Pinot-Spur – wann gab es das zuletzt?! Die nördliche Rhône bringt 2021 einen Stil, den dort viele für nicht mehr möglich hielten: Extrem fein und verspielt, fast schon schwebend und mit einer genialen Frische ausgestattet. Ein Jahr für große Weißweine mit strahlender Aromatik und hervorragender Lagerfähigkeit, ein Jahr für herrlich klassische, stilvolle, delikate Rotweine mit betörend ätherischen Noten von Pfeffer und Veilchen und ultrafeiner, aber aufregender Tanninstruktur. All in all ist 2021 an der Rhône ein Jahr für Finessetrinker, für Liebhaber der Feinheit, der Frische und der Eleganz. Lange hat man sich nach solchen klassischen Jahren gesehnt. Aber klassisch mit einem genialen Twist, denn am Ende vereint 2021 mit seiner schlanken, hochfeinen Art und der genialen Duftigkeit und Aromatik das Beste von damals und heute. »Zurück in die Zukunft!« – das beschreibt diesen aufregenden Rhône-Jahrgang wohl letztlich am besten.