Lobenberg: Dieser dem Burgund nachempfundene 1er Cru stammt von verschiedenen Parzellen rund um das Örtchen Rozas de Puerto Real, genau wie der kleinere Bruder La Bruja de Rozas. Auch hier eine pure, wunderschön komponierte Zusammenstellung von Berg-Garnacha von 50 bis 60 Jahre alten Reben. Die Weine sind deutlich heller, zarter als die Garnacha aus Katalonien oder dem Languedoc. Das Mikroklima ist mild und für Zentralspanien recht feucht, die hügelige Landschaft ist teilweise unaufhörlich in Nebel eingehüllt. Dieses spezielle Klima in Kombination mit der extremen Hochlage sorgt für eine sehr lange, langsame Vegetationsperiode mit voller Reife. Reben auf sandigem Granitfels in 900 Metern Höhe. Ausschließlich biodynamisch bewirtschaftete Reben. Eine tänzelnde Nase, so duftig, so verspielt, so fein, wirklich hinreißend. Zarte Griottekirsche, süße Johannisbeere, Blutorange, warmer Sandstein, zarte Blütenduftigkeit dazu, Veilchen, Thymian, ein Hauch Rosenblätter, sehr komplex und vielschichtig. Mal mehr floral, mal mehr fruchtig, mal mehr steinig, wie ein Chamäleon changierend. Eine Nase so bezaubernd wie ein roter Burgunder. Am Gaumen dann die reinste Freude für Finessetrinker, so filigran und leichtfüßig, wie man es aus Spanien niemals erwarten würde. Wunderschöne süße Kirsche und Sauerkirsche, Cranberry, Granatapfelsüße, sehr rotfruchtig, steinig, kräuterig, strahlend und hell. Nichts Üppiges oder Dunkles, überhaupt nichts Massives, ein feingliedriger, zartbesaiteter Garnacha, wie es ihn kein zweites mal gibt. Erinnert an Châteauneuf vom Sandboden oder Syrah von der Nordrhône in dieser Feinheit und geschliffenen Eleganz, nur noch weniger üppig. Der Rozas 1er Cru weist auch eine immense Salzigkeit und eine messerscharfe Präzision auf, was aber fast untergeht ob diesem Charme und der tänzelnden Verspieltheit dieses wundervollen Garnachas. Gleichzeitig intensiv und doch so fein. Wenn man ultimative Finesse schätzt, gibt es in diesem Preisbereich kaum etwas Besseres. 95+/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.