Lobenberg: Die Cuvée Special Tibouren besteht immer zu etwa 90% aus Tibouren, mit kleiner Beigabe von Grenache. Die Tibouren ist eine alte Rebsorte der Provence, die heute fast nur noch auf Clos Cibonne angebaut wird. Das Weingut ist in Frankreich berühmt für diese Sorte. Cibonne und Tibouren sind seit 100 Jahren eine untrennbare, geniale Verbindung. Und zwar so sehr, dass die INAO (zuständig für die AOCs Frankreichs) der Domaine eine Ausnahmeregelung zugeteilt hat. Sie darf die Rebsorte auf dem Etikett nennen, was ansonsten im Rest der Provence strikt verboten ist, denn hier wird eigentlich wie in Frankreich üblich nur die Herkunft genannt. Alles wird biologisch bewirtschaftet. Seit 2016 befindet sich das Weingut auch in der Konversion zur Bio-Zertifizierung, die nächstes Jahr dann abgeschlossen sein wird. Der Ausbau erfolgt im 2600 Liter Fuderfass, teilweise bis zu 100 Jahre alt. Das ist sehr ungewöhnlich für die Provence, aber in diesem historischen Cru Classé Weingut ist eben alles ein bisschen anders. Obwohl sie so kraftvolle, satte Rosés ergeben kann, ist die Rebsorte Tibouren eigentlich duftig, zart und feingliedrig. Eine fragile Rebsorte mit dünner Haut, die nur in mediterranem Klima gut gedeiht. Ein transparentes Rubinrot, nicht nur farblich, sondern auch aromatisch etwas an Pinot Noir erinnernd. Wunderbare, glasklare Kirschfrucht, Nelke, Piment, Lorbeer, etwas Himbeere, dunkler Kakao. Das ist irgendwo zwischen Pinot Noir aus dem Jura, Siziliens Nerello Mascalese und Cabernet Franc zu verorten in dieser aromatischen Würze. Alles ist duftig und schwebend, sehr transparent und elegant. Was für ein feiner Wein, gar nicht üppig oder schwer wie man es so weit aus dem Süden Frankreichs vielleicht erwarten würde. Aber die schieferigen Böden und die direkte Küstenlage bringen hier eben auch viel Frische und Kühle in die Weinberge. Der Mundeintritt ist ebenso rassig und leichtfüssig-elegant wie ein Pinot Noir, dabei doch intensiv aromatisch. Die grandiose Säurespur trägt die Kirschfrucht über die Zunge, Himbeere, Boysenberry, auch hier etwas Lorbeer und Holunder, Nelke und Veilchen, duftig, tänzelnd und verspielt. Ein bisschen Grenache Reminiszenz, aber was für eine herrliche Trinkfreude diese Tibouren hervorbringt. Die Rebsorte zählte schon zu Julius Cesars Lieblingsweinen. Aromatisch, feingliedrig, erfrischend leicht und doch so intensiv und charakterstark mit nur ganz feiner Krautwürze im Abgang. Diese Tibouren verbindet die Würze eines Nerello Mascalese mit der Eleganz eines Pinot Noir, der floralen Verspieltheit der Grenache. Dazu noch dieser sehr spezielle, feinsalzigen, fast etwas rauchige Mineralausdruck der Küsten-Weinberge von Cibonne. Ein grandioses Gesamtpaket für die Trinkfreude. Wer gerne filigrane, zartduftige und feingliedrige Rotweine trinkt, der wird Tibouren lieben. Unglaublich, dass so ein feiner Wein so viel mediterranen Süden in sich tragen kann. Ganz wunderbar. 94/100