Christmann: Riesling Idig Großes Gewächs 2023
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2058
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- frische Säure
- voll & rund
- 3
- Lobenberg: 98–100/100
- Suckling: 99/100
- Vinum: 97–98/100
- Decanter: 97/100
- Weinwisser: 96–98/100
- 6
- Deutschland, Pfalz
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Christmann, Peter-Koch-Str. 43, 67435 Gimmeldingen, DEUTSCHLAND
Riesling Idig Großes Gewächs 2023
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Lobenberg: Die Familie Christmann bewirtschaftet das historische Kernstück des Königsbacher Idig, eine für Pfälzer Verhältnisse relativ steile Lage auf purem Kalkmassiv. Hier stehen sowohl sehr alte, teilweise wurzelechte Reben, als auch jüngere Anlagen. Jedes Teilstück wird separat ausgebaut, nur die besten Parzellen mit altem Rebbestand finden ihren Weg in diesen Wein, der Rest kommt in den Riesling »Aus den Lagen«. Das 2023er Große Gewächs ist ein großes Monument, ein vor vibrierender Mineralität nur so strotzender »Stein-Wein« par excellence. Wie immer als Ganztraube langsam gepresst und spontan vergoren. Anschließender Ausbau im großen Holz. In der Nase zeigt der Idig eine durchaus kühle, aber nicht dramatisch wirkende, sondern viel mehr von erhabener Ruhe gezeichnete Stilistik. Wir haben hier eine feinrauchige Reduktion, regennassen Kalkstein und in diesem jugendlichen Stadium noch von der Hefe geprägte Aromen zu Beginn. Das braucht erstmal etwas Zeit und Luft. Langsam dreht der Idig auf, es kommen reife Zitronenschalen und Bergamotte hinzu, etwas Grapefruit, Noten von gerade reifer Marille und Quitte. Alles wird umrahmt von dezenten Alpenkräutern und Lindenblüten. Im Mund dann eine kleine Kehrtwende, plötzlich wird alles eingenommen von vibrierender, salziger Mineralität. Geballte Kraft vom Kalkstein trifft auf zupackende Zitrusfrische. Wow, was für ein Zug, was für eine Intensität! Grapefruit, Zitronenmelisse, gelber Apfel und saures Steinobst im Wechselspiel. Man könnte sagen »ein Maul voll Wein«, aber eigentlich ist das gar nicht zutreffend, denn der Idig ist zwar konzentriert, aber dabei so unglaublich elegant, läuft auf Stein, auf Salz und dieser ganz feinen Frucht. Schwer zu vergleichen mit anderen Jahrgängen, wir haben hier vielleicht Dichte und Ruhe aus 2022, vereint mit der zupackenden Dramatik aus 2021, aber insgesamt doch sehr unique in seiner Ausprägung. Idig 2023 ist ein großer Wein von beeindruckender Länge und ganz sicher einer DER Favoriten des Jahrgangs.
Jahrgangsbericht
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!
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Suckling über: Riesling Idig Großes Gewächs
-- Suckling: Intensely flinty and expressive on the nose like a young Chablis Grand Cru, this great Pfalz dry riesling very slowly unwinds on the palate. Gigantic power and energy are pressed into a sleek silhouette, with an Amalfi lemon freshness that’s off the scale. How can you not be moved by the almost endless finish of this great masterpiece of minerality? From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2026.
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Vinum über: Riesling Idig Großes Gewächs
-- Vinum: Die Nase ist praktisch nicht vorhanden, auch mit Belüftung kommt fast nichts. Anders im Mund. Viel messerscharfe Würze, ungemein salzig an der Zunge, der begriff 'kristallin' trifft es perfekt. Auch jetzt kommt nur minimal Frucht zum Vorschein. Das ist ein regelrechtes Strukturmonster, wie eine Rasierklinge in der Zungenmitte. So klar und crisp wie er beginnt, geht er auch wieder. Die Frische klingt lange nach.
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Decanter über: Riesling Idig Großes Gewächs
-- Decanter: The Idig site rests on a formidable limestone rock massif, imparting a unique character to this Riesling. The focus is not on fruit (citrus notes) but on spicy aromas – imagine standing in the middle of a herb meadow. You can feel the connection to the soil. On the palate, the wine is still inaccessible and difficult to decipher. However, its length and complexity reveal that this is a long-distance runner just warming up.
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Weinwisser über: Riesling Idig Großes Gewächs
-- Weinwisser: Im Jugendstadium zeigt der Idig noch nicht die Brillanz des Ölbergs und dürfte auch auf lange Sicht mit seinem Kalkmergel-Hintergrund eher mit leicht cremiger Fülle und etwas weicheren Fruchtaromen überzeugen. Bereits jetzt ist der gleichwohl herausragende Riesling im Mund schon sehr gehaltvoll und volumig ohne Schwere. Seine gute, reife Säure trägt ihn lange.
Christmann
Seit 1996 ist Steffen Christmann in 7. Generation das Mastermind hinter Weingut A. Christmann. Inzwischen ist auch Tochter Sophie fest an seiner Seite. Das dynamische Duo steht hinter einigen der größten Weine der Pfalz aus biodynamischem Anbau.