Lobenberg: Auch dieser Wein überwiegend von der Lage La Crau. Die Cepage besteht im Herzen aus uralter Grenache von 1905 aus dem Süden von La Crau, gewachsen auf sandigen Böden, diese Rebe gibt den eher femininen weichen Stil, allerdings auf Tannine begünstigendem Untergrund. Etwas Syrah, Cinsault für weiteren femininen Einfluss und ein bisschen Vaqueyrese für Urwüchsigkeit. Auch diese Trauben werden komplett entrappt. Immer winziger Ertrag, sehr konzentriert, klar bei 100 Jahre alten Reben. Das Verblüffende ist die zu Recht erfolgende hohe Bewertung dieses Weinguts, obwohl es gegen den aktuellen Trend der Rückbesinnung läuft mit der ehemals modernen vollständigen Entrappung, mit der Vergärung mittels Reinzuchthefen, mit dem Ausbau großer Teile der Weine in Barriques oder in neuen 600-l-Holzfässern. Der Ausgangsstoff hier ist so genial, da tritt der Ausbau ohnehin in den Hintergrund. Unglaublicher Charme in der Nase, eine Orgie in Wildkirsche und roten Waldbeeren, Schlehe, dunkle Erde, kubanische Tabake, Assamtee, schwarze Oliven, Rosmarinzweig. Die Kirschauslegung gibt ihm eine burgundische Anmutung, die Clos Saint Jean sehr oft hat. Es ist stets elegant, druckvoll, hoch reif und intensiv zwar, aber immer eher auf der zarten Seite bleibend. Keine Wucht. Der Mund ist sehr duftig, feingliedrig, total reife rote Frucht, Herzkirsche, Kirschlikör, wundersam charmant, belgische Pralinen in schwarzer Erde, Fleisch, schwarze Olivenpaste mit Wacholder. Feinster Bitterstoff, fest gebaute Struktur, tolles Salz und etwas frische Grapefruit. Poliert und raffiniert in seiner Feinheit, balanciert und voller Harmonie, ein tänzelnder Wein mit höchster Intensität. Es ist verblüffend wie Clos Saint Jean diesen Spagat aus sehr hoher Reife und totaler Feinheit in sich vereint. 96-98+/100