Lobenberg: Alles wird komplett entrappt. Vincent Avril ist derjenige, der als Einziger noch alle zwölf zugelassenen Traubensorten verwendet. Einige Tage Kaltmazeration. Natürlich als erklärter Biodynamiker spontan vergoren, das Ganze verbleibt 4 Wochen im Zement-Gärtank. Die alkoholische Fermentation läuft also über 2 Wochen, danach Verbleib des Weines auf den Schalen für 1 – 2 Wochen. Dann abpressen und in die großen Tanks. Der Wein durchläuft im Beton-Tank auch die malolaktische Gärung. Danach wird noch im Tank, also nach 4 Wochen, mit Eiweiß geschönt, um alle Sedimente heraus zu bekommen. Dies geschieht nach dem Abstich aus dem Beton in den Stahltank. Es wird nicht filtriert, aber es wird dann schon ziemlich klar und ohne grobe Hefe in die großen alten Holzfässer gepumpt. Niemals neues Holz. Frühestens nach 3 – 4 Jahren wird immer ein neues Holzfass eingesetzt. Dieser Wein bleibt dann ohne umpumpen für gut 12 Monaten in den großen Holzfässern und geht direkt danach zum Abfüllen. Sehr geringer Ertrag 2017, total verrieselte Grenache Blüte. Dann große Trockenheit. Vom Juni bis November gab es keinen Regen. Zwischendurch gab es im Juni einen großen Hagel, nochmals 20% Verlust. In Summe gab es statt 25 Hektoliter pro Hektar wie in 2016, weniger als 15 Hektoliter pro Hektar in 2017. Extrem geringe Gesamtmenge. Dafür sehr konzentriert. Und dieser sehr geringe Ertrag macht die famose Qualität des Jahrganges aus. Dazu die tendenziell kühlen Nächte im August und September. Der Winzer Vincent Avril sagt, der Wein hat von 2016 einen Teil der Struktur und der Power, und von 2015 ein Teil der Finesse und Frucht. Für ihn eine Symbiose aus beiden Jahrgängen, ohne das er 2017 über 2016 stellen würde, 2016 war führ ihn (und mich) einer der größten Jahrgänge der Geschichte, leider erst frühestens in 20 Jahren optimal trinkreif. Aber zumindest haben wir mit diesen Jahrgangsvergleichen hier einen Ansatzpunkt für 2017. Das Besondere an 2017 ist, die Grenache und die Mourvedre haben jeweils etwas über 40% Anteil. Auch hier liegt also der Anteil der Mourvedre hoch, weil sie in diesen schwierigen, klimatischen Verhältnissen so extrem gut gedeiht. Die Mourvedre hat in 2017 vielleicht das beste Jahr in der Geschichte Chateauneufs. Das zog sich wie ein roter Faden durch unsere Chateauneuf-Verkostung. Dann gibt es nochmals knapp 10% Syrah, und die restlichen 10% teilen sich dann die anderen 9 regionalen Rebsorten. Auch wenn Vincent sagt, dass der Wein qualitativ und stilistisch zwischen 2015 und 2016 liegt, finde ich in der Nase, dass der so hohe Anteil an Mourvedre eine deutliche Dominanz und Klasse ausmacht. Das bekommt dem Wein unglaublich gut, er ist aber dadurch deutlich anders als die 2 Jahre davor. Er erinnert mich sehr an den gestern verkosteten Wein von der Domaine Pegau und andere Weine, die einen hohen Mourvedre Anteil haben. Das ist schon sehr schön. So viel Holunder mit schwarzer Kirsche, Schlehe und erdigen Aromen. Schön, fein, lang in der Pflaumigkeit. Deutliche konzentrierte Himbeernoten, ganz feine Salznote. Der Mund zeigt geniale Frische. Die kühlen Nächte im August und September, sowie der hohe Mourvedre-Anteil bringen eine unglaubliche Frische. Aber eine Frische und zugleich reife Pflaume, wieder dieser Holunder, viel Himbeere. Wir haben weitaus weniger Erdbeer-Dominanz von der Grenache als in normalen Jahren. Das Ganze hat eine extreme Länge in feiner, fruchtiger Salzigkeit. Gar nicht endend wollend. Aber unglaublich fein. Der Wein hat deutlich weniger Tannindruck als in 2016. Auch ist das Tannin unglaublich reif in diesem Jahrgang. Keine Ecken, keine Kanten, nichts Grünes. Alles ist fein, alles tänzelt, und trotzdem hat der Wein eine irre mineralische Intensität. Und ich kann durchaus mit Vincents Einschätzung leben, dass er zumndest qualitativ zwischen 2015 und 2016 liegt, weil beide Jahrgänge groß waren. Wir haben drei große Jahrgänge hintereinander hier. Und der Wein gehört sicherlich wiedermal zu den besten Chateauneuf du Pape in einem ziemlich speziellen und auch herausragenden Jahr, was 2016 zwar ganz sicher nicht in den Schatten stellt, aber qualitativ zumindest nah an 2016 heranreicht, und dabei einen ganz eigenen Charakter hat mit der Mourvedre und diesem winzigen Ertrag. 97-100/100