Lobenberg: In diesem Jahr ging es darum, mit dem Regen zu spielen und den richtigen Ernte-Zeitpunkt festzulegen. Tertre Roteboeuf wurde dann innerhalb nur eines Tages direkt vor dem großen Regen geerntet. Das Entscheidende bei der Ernte war Reife, Reife, und nochmal Reife, und gleichzeitig den permanenten Regen ab 20. September bis Ende der Ernte, der mal stärker, mal schwächer war, optimal zu nutzen und den Zeitpunkt zu treffen bevor die Fäulnis zu stark wurde. Also Ernte direkt vor der Fäulnis, aber genau auf den Punkt und dann innerhalb von einem Tag geerntet. Das ergibt in einem solchen Jahrgang butterweiche Tannine. Und nur die sind laut Francois Mitjaville in der Lage, Aromatik zu transportieren und wirklich lange zu altern. Spröde, alte Tannine altern nicht. Jeder, der den Jahrgangscharakter so getroffen hat, wie Mitjaville ihn beschreibt, hat großartige, etwas dekadente, aber sehr fruchtige, weiche Weine gemacht, die dennoch sehr gut altern können. Diese angestrebte Stilistik trifft sich nicht nur bei Roc de Cambes und Tertre Roteboeuf, sondern auch bei du Retout und Carmenere im Medoc. Dieses Gefühl für den richtigen Ernte-Zeitpunkt war sicherlich die Kunst dieses Jahrgangs. 80% Merlot, 20% Cabernet Franc. Hochintensive, extrem duftige Nase. Reife Pflaume, Granatapfel, sehr schöne rauchige Aromen. Sanddorn, Hagebutte, Rosenblätter, Rosinen. Dichtes Kirschkompott, butterweich, samtig. Keine vordergründige, frische Frucht, sondern von Beginn an ein sanft-strömender, dichter Fruchtteppich voller Reife. Im Mund, was soll man sagen, köstlich! Vielleicht der köstlichste Wein im Saint Emilion. Alles stimmt, perfekte Harmonie. Fast trinkfertig in seiner rauchigen Pflaumen-Aromatik mit den extrem reifen Kirschen darunter. Der Wein ist nicht überreif, aber hat ein grandios-samtiges, blumiges Spiel mit toller reifer Frucht. Nimmt alles ein, ist in seiner Schönheit überwältigend. Genial. Einer der Stars des Jahrgangs. Hoffentlich passt der Preis! 95-97/100