Lobenberg: Die Nase ist eines Pomerols mehr als würdig, weil sie so unglaublich fein ist. Das ist ja ein großer Irrtum: Viele Konsumenten denken, dass Pomerol wuchtig und üppig ist. Im Vergleich zu Saint-Émilion ist Pomerol aber zart. Die Merlot bringt hier eine unglaubliche Finesse. Schwarze und rote Kirsche spielen umeinander mit Schlehe. Porte Chic besticht nicht mit tiefer Wucht, sondern nur mit Finesse und Verspieltheit. Man merkt deutlich, dass es keine alten Reben sind, es fehlt der profunde Druck von unten. Aber es ist extrem spielerisch. Schwarze und rote Kirsche, etwas helle Lakritze dazu. Die Nase streichelt, das Tannin ist seidig schon im Angang. Im Mund könnte man sagen das ist eine Perfektion der Einfachheit. Im Grunde ist es so etwas wie eine Mega-Turboversion des Trocard Monrepos aus gleichem Hause aus Lussac-Saint-Émilion. Die Trocards sind einfach Weltmeister darin, hohe Konzentration super einfach zu verpacken. Die Weine sind trinkig, dieser Wein ist Hedonismus pur. Eine reine Freude und nie anstrengend. Schwarze Kirsche in Salz gewendet steht für Minuten, rote Johannisbeere und Orangenzesten dazu. Kein ganz großer Wein, aber so extrem schick, so wie es der Name schon sagt, eine Köstlichkeit. 94-95/100Dieser winzige Weinberg ist sehr speziell. Er gehört der Familie Trocard. Der Weinberg liegt inmitten von Libourne auf dem Areal der ehemaligen Pferderennbahn der Stadt. Früher schon war sie ein Weinberg, dann wurde der Platz für den Sport genutzt und schließlich renaturiert und neu bepflanzt. Die Reben sind also dementsprechend jung, erst 2010 gepflanzt. 70 Prozent Merlot, 25 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Sand und Kies auf purem Lehm. Der Wein wird spontan vergoren im Beton, danach erfolgt der Ausbau zu 50 Prozent im neuen Holz und zu 50 Prozent im gebrauchten. Porte Chic bedeutet so etwas wie »natürlicher Schick«, gleichzeitig war es der Name des letzten Rennpferds der Familie Trocard. Ein Wortspiel im doppelten Sinne. Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.