Lobenberg: Dieser winzige Weinberg ist sehr speziell. Er gehört der Familie Trocard. Der Weinberg liegt inmitten von Libourne auf dem Areal der ehemaligen Pferderennbahn der Stadt. Früher schon war sie ein Weinberg, dann wurde der Platz für den Sport genutzt und schließlich renaturiert und neu bepflanzt. Die Reben sind also dementsprechend jung, erst 2010 gepflanzt. 70 Prozent Merlot, 25 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Sand und Kies auf purem Lehm. Die Reben sind inzwischen alt genug, um den Lehm zu erreichen. Also überhaupt kein Trockenstress in diesem schwierigen Jahr 2020. In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Zumal Mitte August circa 80 Millimeter Regen fielen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure. Porte Chic hat ein riesen Zukunftspotenzial in Pomerol, ich bin gespannt, wie die Entwicklung gelaufen ist. Der Wein wird im Barrique ausgebaut, aber nur 30 Prozent Neuholz. Sehr feine Nase. Eine Kombination aus verschiedenen Kirschen, mit etwas feiner roter Johannisbeere darunter. Helle Zwetschge, helle Lakritze, Milchschokolade, leichte Veilchen-Aromatik darüber. Sehr ätherisch, fein, seidig. Schicke Nase – es heißt ja auch Porte Chic. Sehr energetisch im Mund. Wow! Die Augen ziehen sich zusammen. Die Tannine sind reichlich, aber total poliert. Alles ist verspielt und tanzt umeinander. So ein Finessewein. Mit einer grandiosen salzigen Länge hintenraus. Burgundisch, mit Druck, Vibration und Energie. Ein grandioses Leckerli, mit toller Spannung und hoher Reife, aber fast noch mehr Frische. Das ist ein Pomerol im Einstiegsbereich, wie es kaum besser geht. Und dieser Wein darf durchaus mit Weinen wie La Patache und La Fleur Gazin um die Krone des besten Einstiegsweins in Pomerol streiten. Eine große Freude. So ist bezahlbares Pomerol – genau wie ich es mag. Jede Flasche wird getrunken werden. Weil so viel tänzelnde, burgundische, rote Frucht von der schwarzen Kirsche perfekt eingebunden wird. Die leichte Lakritze, die Minze und die Eukalyptus-Spuren bilden einen fantastischen Rahmen, zusammen mit den blumigen Noten. So liebe ich Pomerol. Dafür ist Pomerol groß geworden, zurecht groß geworden, als häufig beste Appellation in Bordeaux. 96+/100