Chateau Peyrou 2022

Chateau Peyrou 2022

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

95
100
2
Merlot 95%, Cabernet Franc 5%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2048
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
strukturiert
3
Lobenberg: 95/100
Gerstl: 18/20
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Castillon
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Peyrou 2022

95
/100

Lobenberg: 95 Prozent Merlot und fünf Prozent Cabernet Franc. 14,5 Volumenprozent Alkohol. Der Wein ist sehr Castillon – also Saint-Émilion, nur in preiswerter. Ein wahnsinniges, atemberaubendes Preis-Leistungs-Verhältnis! So dicht, so reich, so voluminös in der Nase. Wow, so viel Druck! Ein satter, samtener Schwarzfruchtteppich mit schwarzer Kirsche, Lakritze und so viel Üppigkeit aus Blumen. Trotzdem hat Cathérine laut eigener Aussage versucht, alle ihre Weine komplett zur Finesse zu vinifizieren. Nichts wurde scharf extrahiert, das zeigt sich auch in dieser unglaublichen Weichheit der voluminösen, satten Tannine. Trotzdem ist es einfach viel Wein in der Nase. Im Mund schwarze Kirsche, rote Kirsche und Sauerkirsche, dazu helle Lakritze und ein bisschen Veilchen. Durchaus verspielt mit seidigem Tannin, aber ziemlich viel Grip. Ein bisschen Chilischärfe und weißer Pfeffer. Ziemlich intensiver Nachhall. Kein großer Wein, aber für einen kleinen Wein ist das schon ziemlich groß. Wunderschöner Castillon! Der Wein ist genauso eindrucksvoll wie 2020, hat aber mehr Fülle und ist gleichzeitig etwas weicher im Tannin, etwas delikater. Schicker Castillon und ein Preis-Leistungs-Wunder! 95/100Das Weingut gehört Cathérine Papon-Nouvel, ist biologisch zertifiziert und liegt in Castillon, aber direkt an der Grenze zu Saint-Émilion an den unteren Hängen. Dieses Weingut liegt direkt vis-a-vis Lafon la Tuilerie. Wir haben hier einen lehmigen Oberboden mit Kalksteinuntergrund. Cathérine Papon-Nouvel gehört zu den Biodynamikern der ersten Stunde mit ihren Weingütern Gaillard, Petit Gravet Aine, Clos Saint Julien und eben Peyrou. Der Wein wird spontan im Stahl vergoren und danach in überwiegend gebrauchten Barriques für 12 bis 15 Monate ausgebaut. Der Wein besteht aus 100 Prozent Merlot, uralte Reben, über 75 Jahre alt. Gerade einmal 4,5 Hektar Rebfläche. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

18
/20

Gerstl über: Chateau Peyrou

-- Gerstl: Diesen Duft muss man einfach lieben, das ist ein raffiniertes Fruchtbündel, ganz zart, aber da ist jede Menge Strahlkraft, ein bildschönes, komplexes Duftbild. Das ist einfach nur unendlich gut, köstlich süss und eine wunderbare Erfrischung, die beschwingte Leichtigkeit des Seins. Sooo schön kann das Weintrinken sein – und so unglaublich preiswert. (mg) 18/20

Mein Winzer

Peyrou

Mit 24 Jahren schloss Cathérine Papon-Nouvel ihr Önologiestudium mit Diplom ab und war damit Saint Emilions jüngste Winzerin mit Starpotenzial. Nur bei ihrem Vater zu arbeiten, einem alteingesessenen Winzer, war ihr zu wenig. 1989 erwarb sie mit dem Chateau Peyrou im benachbarten Côtes de Castillon...

Chateau Peyrou 2022