Lobenberg: Dieses Weingut liegt direkt neben Château Canon la Geffelière von Graf Neipperg. Also der gleiche Untergrund. Sand mit Kies und kleinen Einsprengseln von Lehm, auch etwas Kalkstein. Terroir für feine Weine. Biologisch zertifiziert. Die Weinberge sind mit über 7.000 Stöcken pro Hektar bestockt, es gibt weniger als 7.000 Flaschen. Cathérine Papon-Nouvel sortiert seit 2017 mit der von Château Ausone zuerst praktizierten Zuckerwasser-Sortierung. Nach kompletter Entrappung wird noch einmal nachsortiert, nur total cleane Beeren kommen in diese Lösung. Die Zuckerwasser-Konzentration entspricht dabei exakt dem des Safts vollreifer, gesunder Beeren. Das Ergebnis: In diesem Wasserbad sacken nur die reifen Beeren herunter, die man optisch von den etwas unreiferen nicht unterscheiden kann. Die unreifen Beeren bleiben auf der Oberfläche schwimmen und können abgeschöpft werden. Anschließend laufen die gesunden Beeren natürlich vor der Vergärung durch Klarwasser. Erst nach der Trocknung werden sie in die Vergärung gegeben. Der Wein wird spontan vergoren und in überwiegend neuem Holz ausgebaut. Die Rebsortenzusammensetzung: 95 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Merlot, über 70 Jahre alte Reben. Es gibt nur 1,7 Hektar. Die Besitzerin Cathérine Papon-Nouvel gilt als eine der Großmeisterinnen der Cabernet Franc, die ja inzwischen immer mehr Einfluss gewinnt in Saint-Émilion, egal ob es Château Ausone ist, Château Cheval Blanc oder die alten Meister Château Jean Faure oder Château Coutet. Cathérine gehört auf jeden Fall dazu. Im Zuge der größeren Hinwendung zur Finesse ist die Cabernet Franc natürlich perfekt und speziell bei Biodynamikern und biologisch arbeitenden Betrieben sehr beliebt. Auch eignet sie sich hervorragend, um einen Teil unentrappt in die Vergärung zu geben, was hier aber wegen der o.g. Sortiermethode nicht passiert. Rote, konzentrierte, dunkle Frucht. Der Wein ist extrem dunkel und duftet nach einer hyperkonzentrierten Himbeer-Zwetschgen-Erdbeer-Mischung. Aber waldig, dunkel. Keine helle, süße Frucht, sondern dunkle, waldige, würzige, erdige Frucht. Mit Rappen dazu. Tolle Garrigue-Würze. Ziemlich viel Power aus dem Glas steigend. Im Mund vereint sich diese würzige Tiefe, diese erdige, beerig-rote Furcht mit weiteren Elementen: Piment-Pfeffer, Cranberry, Hagebutte kommen zur Waldhimbeere. Auch ein bisschen Schlehe. Das ist sehr würzig, sehr lang, sehr intensiv. Wäre ich der Nachbar Canon la Gaffelière, wäre ich auf dieses Kleinod sehr scharf, denn es ergänzt in der Charakteristik den Canon la Gaffelière ganz hervorragend. Es würde ihm die manchmal fehlende Spannung, Würze und Cabernet Franc-Power bringen. So dürfen wir uns über ein sehr bezahlbares kleines Wunderwerk freuen. Der Wein ist so unique wie Jean Faure und Coutet. Sogar noch intensiver als der aus dem gleichen Haus stammende Gaillard. Viel mehr Druck und gleichzeitig höhere Finesse. Echte Cabernet Franc-Power, aber Warnung: auch sehr eigene Stilistik. 97-98+/100