Lobenberg: Das Flagship von Bernard Magrez. Ein in der Stadt gelegenes Château, in der Nähe von La Mission Haut-Brion. Cabernet-Ausrichtung. Das Lustige bei der Verkostung dieses Pape Clément Rouge 2019 ist, dass ich kurz vorher den 2019er Mas de Daumas Gassac aus dem Lauguedoc probiert habe und ihm schobn vor dieser Probe hier eine Ähnlichkeit zu Pape Clément Rouge attestiert habe. Jetzt probiere ich Pape Clément Rouge und es ist tatsächlich so. Pape Clement ist wie der etwas erhabenere große Bruder von Daumas Gassac. Auch hier wieder eine Dominanz der Cabernet Sauvignon, ganz klar. Zwei Drittel der Cuvée bestehen aus Cabernet. Der Wein strahlt eine unendliche Leichtigkeit aus. Cabernet Sauvignon in einer ganz weichen, reifen, spielerischen Art. Nicht die kalifornische Variante, nicht massiv, keine satten Fruchtmengen. Einfach nur verspielt, sanft, reif und weich, ja schwebend über allem. Kalkstein, Kreide, heller Blütenduft, Salz, leicht stechend, Pimentpfeffer und Chili. Ein bisschen Speck, helle Schokolade und helle Lakritze neben Minze und einem leichten Hauch Eukalyptus. Die Nase ist wunderschön. Das ist Cabernet Sauvignon wie ich ihn mir vorstelle. Irgendwo schon druckvoll, irgendwo auch ein bisschen Sanddorn zeigend. Auch Power, auch diese Paprikafrucht, diese Johannisbeere, etwas Himbeere. Aber niemals grün, sondern reif, schwebend und fein. Eine burgundische Art eines Cabernets. Dieses Jahr 2019 – ich liebe es. Im Mund bewegt sich auch Pape Clément auf den Spuren eines Smith Haut Lafittes. Wie unendlich fein und wie verspielt dieser Pape Clément ist… Dramatisch weit entfernt von den früheren Jahren. Vor zehn Jahren wurde hier noch extrahiert was das Zeug hielt. Inzwischen versuch man hier – wie auch bei Smith – einfach nur die Feinheit, die Eleganz und den Jahrgang in die Flasche zu bringen. Tänzelnd, nichts Grünes, einfach nur spielerisch. Eine burgundische Art von Cabernet, wie schon in der Nase. Nicht so kirschig wie Domaine de Chevalier, der ja glasklar reines Burgund ist. Hier eher schon auf der roten Johannisbeere bleibend, ein bisschen auf der roten Paprika. Aber alles lang, salzig, schwebend, ja erhaben. Das ist das Gegenteil von diesen früheren Weinen, vor denen man auf die Knie fallen musste oder einem übel wurde vor Extraktion und Holz. Wo man sagte: «Das wird vielleicht mal irgendwann, das geht weg, das viele Holz!» Das hat überhaupt nicht gestimmt. Hier ist das alles nicht mehr vorhanden, sondern hier ist Perfektion in der Flasche. Die Holzgebinde werden größer, der Neuholz-Anteil nimmt ab, der Wein wird in der Fermentation nicht mehr vergewaltigt, und dadurch nimmt die Feinheit der Frucht zu. Das Ganze dann mit der Frische von 2019. Ein wunderschöner Wein, besser noch als der bereits hervorragend gelungene 2018er, weil wir hier noch einen Hauch mehr Frische haben. Eine verspiele Schönheit, die aber definitiv Zeit braucht. 98-100/100