Lobenberg: Das Weingut gehört Alain Moueix, dem auch Château Fonroque in Saint-Émilion gehört. Die Cépage ist 80 Prozent Merlot und 20 Prozent Cabernet Franc. Das Weingut ist komplett umgestellt auf Biodynamie und auch dahingehend zertifiziert. Das Durchschnittsalter der Reben liegt über 30 Jahre, sie stehen auf kühlem, sandigem Terroir, was neben großer Eleganz und Frische auch für einen Alkoholgehalt von nur 13 Volumenprozent sorgt. Generell für Pomorol eher kühle Weinberge, früher schwierig und nie ganz reif, seit 2015 perfekt. Château Mazeyres liegt nordwestlich von Château La Croix und Château Beauregard. Hier findet man ein Terroir, das für die zunehmend heißen, trockenen und mediterranen Jahre eben perfekt ist. In kühlen und nassen Jahren eher problematisch, aber nachdem wirklich dramatischen Wandel seit 2015 eigentlich perfekt. Das Gleiche gilt ja für die Nachbarn La Croix und Beauregard, die ja ihren Durchbruch in die Weltspitze auch erst 2015 oder eher noch 2016 schafften. Die Nase ist eindeutig von Merlot geprägt. Schöne reife, dichte Pflaume mit ein bisschen Schwarzkirsche, Holunder, Maulbeere. Erst langsam nur ein Hauch von Cassis. Schwarze Kirsche und Holunder sind sicherlich die Dominanten. Aber durchaus auch unterlegt mit ein bisschen Himbeere, Schlehe und Sauerkirsche. 2019 ist in der Nase geringfügig eindimensionaler zur Power als der so verspielte und multikomplexe 2018er. Aber der Mund straft meine Worte über die Nase sofort lügen: Er ist reich und voll, mit süßer roter Sauerkirsche, mit Schlehe, sehr reifer roter und üppiger Frucht. Dann folgt viel Schwarzkirsche, flüssige Schokolade und ganz reife Waldhimbeere. Druckvoll, mollig und überaus lecker. Unglaublich fein und verspielt, delikat und aromatisch. Anders als der 2018er, der komplett an der Loire zu verorten war, ist 2019 noch etwas reicher und passt durchaus nach Pomerol. Der Wein wird spontan im Zement vergoren und nicht mehr im Barrique ausgebaut, sondern in 1500 und 2500 Liter fassenden ovalen Tonneaux b zw Halbstück. Er wird komplett aus entrappten Trauben fermentiert, selbstverständlich spontan archetypischer Pomerol sein sollte, dann hat die Appellation ein großes Jahr. Der Wein ist so köstlich, trotz der Kraft so unglaublich lecker. Dieses Spiel aus der mit Frische unterlegten roten Frucht, dieses Pikante zwischen Süße und Säure. Dann mit immer mehr Schwarzkirsche, Fruchtkaltschale, ein leckeres Fruchtbündel. Das ist schon sehr berauschend. Ein Wein zum Niederknien, er hat ausschließlich seidige, eher noch samtige, feinste Tannine, nichts Hartes, nichts Sprödes oder Grünes. So unendlich köstlich. Wie gesagt, etwas weniger Loire als 2018, etwas mehr Pomerol, aber genauso ein Traumwein wie letztes Jahr. Ein Muss. Deshalb bewerte ich ihn genauso hoch. Weil die Jahrgänge so unterschiedlich sind, kann man sich problemlos beide Jahre in den Keller legen, denn sie decken andere Geschmackserwartungen ab. Generell kommt 2019 mit etwas mehr Pikanz und Wucht und Kraft daher als 2018. Es ist kein besserer Jahrgang, er ist nur etwas frischer und der Oszillograph zwischen Säure, Süße und Opulenz ist etwas größer. 2018 war die totale Harmonie, 2019 hat zusätzlich noch ein bisschen mehr Wucht und Kraft-Spiel. Ein toller Wein. 95+/100