Lobenberg: Die frühe Lese merkt man dem Wein an. Hochintensive, säuerliche, rotschwarze Frucht. Viel Sauerkirsche, auch Schlehe und schwarze Kirsche. Aber alles extrem frisch. Super feine, seidige Tannine. Keine Härte, keine Sprödigkeit. Der Wein ist durchaus reif, er hat keine grünen Elemente, aber er ist so extrem auf der frischen Seite. Wow! Rote Johannisbeere spielt mit roter Johannisbeere – wo bleibt die fleischige Süße? Was man dem Wein allerdings zugestehen muss: Er ist unglaublich verspielt. Die Tannine sind reichlich, aber extrem fein. Er braucht ein paar Jahre Zeit, aber das ist schon eine superzarte Delikatesse, mit ausreichend viel Frucht, blumigen Noten und viel Salz. Der einzige Mangel: Es fehlt ein bisschen die süße, fleischige Mitte. Der Wein ist komplett stylisch und von daher nicht Everybody’s Darling. Eine Köstlichkeit aber allemal. 93-94/100 ***Lafleur-Gazin umfasst 8,5 Hektar Reben auf Kies, Lehm und ein bisschen Quarzsand. 100% Merlot. Das Weingut ist im Besitz von Christian Moueix. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.