Lobenberg: Ein Kleinst-Weingut in Saint-Etienne de Lisse, das ganz am Rande der Appellation Saint-Emilion liegt, kurz vor Castillon. In der Nachbarschaft Tertre de la Mouleyre und Château Valandraud, danach geht es runter nach Castillon und Clos Louie. Der Grand Vin stammt von 1,4 Hektar mit 100% uralter Merlot. Für diesen Grand Vin werden nur neue Barriques verwendet. Der Ertrag liegt bei geringen 30 Hl/ha, der Alkoholgrad beträgt14,0 Volumenprozent im Jahr 2019, also ein halbes Volumenprozent weniger als 2018. 100 Prozent Kalkstein, fast purer Fels. La Voute liegt auf einem absoluten Hochplateau, sehr frisch, sehr windig. Während des Riechens schleicht sich mir ein breites Grinsen ins Gesicht. Wow, das ist die etwas frischere Wiederholung des großen Jahrgangs 2018. Die Aromatik dieses reinen Merlot ist so intensiv und gleichzeitig so eigenwillig. Natürlich satte Schwarzkirsche, keine Gerbstoffe, nichts Raues, nichts Grünes. Einfach nur tolle Reife mit schwarzer Kirsche. Eine Orgie. Nur ein ganz klein wenig Lakritze an der Seite und wie schon in 2018 eine wunderbar verspielte Blumigkeit. Veilchen und Rosenblätter. Schöne Valrhona Schokolade und Mango. Der Wein ist schwarz, undurchdringlich. Die Nase ist allerfeinstes Burgund, aber natürlich ist er – wie im letzten Jahr auch schon – für Burgund viel zu schwarz, viel zu intensiv. Es ist die Saint-Emilion-Antwort auf einen Richebourg und er ist gar nicht weit entfernt in der Typizität und Stilistik von dem etwas weiter weg gelegenen Nachbarn auf dem gleichen Plateau, nämlich Tertre de la Mouleyre. Der Mund ist schwarze holländische Lakritze mit ganz viel Salz, schwimmend in unendlichen Massen von schwarzer, dichter Kirsche. Dazu karamell-salzige dunkle Schokolade mit grandioser Sahnigkeit. Im Finale Orangenabrieb, Sanddorn und wieder diese salzige Karamellschokolade in dunkler Form. Das ist ein wirkliches Unikat und ich dachte nicht, dass dieser Wein 2018 nochmal schlagen kann. 2019 bringt noch ein Quäntchen Frische, einen Kick, in dieser fast lustigen Ausprägung. Orangenabrieb, Sanddorn, Schwarzkirsche, Karamellschokolade und Lakritze. Und diese Blumigkeit. Veilchen und Rosen. Was für ein Eindruck im Mund. Der Wein steht für Minuten. Das ist kein Blockbuster, sondern einfach nur immens und intensiv. Die Tannine sind brutalst geschliffen, anders kann ich das gar nicht nennen. Denn der Wein ist butterweich und trotzdem wird er lange halten. Es gibt reichlich Tannine, aber das ist so unendlich fein. Ich glaube von allen Weinen, die ich in diesem Jahrgang probiert habe, hat La Voute das feinste Tanningerüst. Ich habe eine leichte Ahnung von konzentrierter Himbeere unter der Schwarzkirsche. Jeder Genießer möge wissen: Das ist ein extraterrestrisch guter Saint-Emilion, aber er ist wirklich anders. Er ist genauso anders in seiner Art wie Tertre de la Mouleyre. Das sind ganz große Weine, aber sehr eigenständig. Unikate. Und gleichzeitig Unikate in Feinheit, Finesse und Dichte. Das ist die Merlot-Interpretation Saint-Emilions wie ich sie liebe. Einfach großer Stoff. 98-100/100