Lobenberg: Der Wein besteht aus 90 Prozent Semillon, 0,5 Prozent Musadelle und 9,5 Prozent Sauvignon Blanc. Der Ertrasg liegt bei atemberaubend geringen 6,8 hl/ha und es gibt nur 16.000 Flaschen. La Tour Blanche wurde bei der Klassifizierung der Sauternes Weine 1855 zusammen mit Yquem an die Spitze gestuft. Und das Gut ist auch heute noch zusammen mit Yquem der absolute Spitzenreiter der Appellation. Das liegt daran, dass Tour Blanche neben Yquem einer der wenigen Weine ist, die richtig Grip haben. La Tour Blanche hat immer die nötige Spannung, neben der wunderbaren Reife der Frucht. Und so ist für mich im Grunde heute – wo die süßen Bordeaux immer weiter zurückfallen – La Tour Blanche neben Yquem und ein bis zwei weiteren Weingütern aus Barsac, die jedoch über andere Terroirs und Kalksteinböden verfügen, das einzig verbliebende Superspannende. Ich gebe zu, ich war sehr gespannt auf diesen Wein, denn trotz der Wärme in 2018 hat La Tour Blanche in diesem Jahr einen genialen Wein in die Flasche gebracht. 2019, mit dieser größeren Frische, müsste ja die Quadratur des Kreises sein. Die Nase zeigt genau meine Erwartungen. Diesen Wein muss man sich nicht schönriechen oder schöntrinken. Diese Nase ist eine Offenbarung, eine Offenbarung an Sauternes. Orangenzesten, Limette, Zitronengras, Maracuja. Sehr fokussiert, aber auch sehr stylisch, sehr geraderaus. Zwar schon Süße in der Nase ausstrahlend, aber nichts Breites. Ganz viel Vibration zeigend. Im Mund verflüssigte Mandarine auf Löffelbiskuit. Dann Honig und flüssig gemachtes Zitronengras. Dichter Darjeeling Tee. Ein bisschen Quitte, konzentrierte Litschi und dann Salz. Wunderbare Länge, aber nie pappig, nie süß, nie breit, sondern immer schön geradeaus laufend. Und mit der immer wieder hochrollenden gezuckerten Limette – was für ein genialer Nachhall. Nein, ich schwenke nicht um. Ich bleibe bei deutschen Auslesen, wenn ich ins Süße gehe, aber diesen La Tour Blanche lasse ich zu, weil er diese unglaubliche Spannung hat, diese totale Reife und zugleich diese totale Frische. Und in der ganzen, wunderbar aromatischen, dichten Frucht, kommt diese Limette, diese kandierte Mandarine, dieses Zitronengras. Unglaubliche Frische. Ich glaube, das ist der beste La Tour Blanche, den ich bisher probiert habe und einer der ganz wenigen Süßweine Bordeaux, der ein Muss ist. Ein Sauternes mit 100 und ein Barsac mit 100, so ist es perfekt! 100/100