Lobenberg: Château La Fleur Lauga und Château de Lauga gehören zusammen und gehen ineinander über. La Fleur Lauga ist ebenso wie Château de Lauga ein Cru Artisan, denn es handelt sich um einen Betrieb, die Rebfläche erstreckt sich lediglich über zwei Appellationen, Saint Julien und Haut-Médoc. Der kleinere Teil liegt in Saint Julien und verfügt auf den lediglich 0,9 Hektar über die deutlich älteren Reben, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Beychevelle, Branaire Ducru und Ducru Beaucaillou befinden. Nur gut 30 Weingüter im Médoc dürfen die Bezeichnung Cru Artisan tragen. Diese Winzer bewirtschaften winzige Rebflächen, alles wird handwerklich bearbeitet und vom Winzer selbst vinifiziert. Also im Grunde alles winzige Perlen. Château de Lauga beobachte ich seit Jahren, 2019 ist generell nach dem bereits guten 2018 für mich der Durchbruch. 90% Cabernet Sauvignon und 10% Merlot, alles von Hand gepflückt. Darüber hinaus arbeitet der Besitzer mit Eric Boissenot als Berater, der wiederum alle Premier Cru und die besten jungen Wilden im Haut Medoc und Medoc betreut. Boissenot hat nur das Feinste vom Feinen im Clienten-Programm. Nach der Vinifikation reift der Wein für 18 Monate in Fässern. Nur 13 Prozent Alkohol und gerade in diesem reifen, warmen, fast heißen Jahr hätte man mehr Alkohol erwartet. Aber es gab einen so langen Stillstand während der sommerlichen Monate, dass alles gestoppt hat. 2019 verfügt über eine Frische und Säure, die ihn noch eindeutig über den Jahren 2018, 2017, 2016 und 2015 liegt. Ein Phänomen, das sich auch schon durch die deutschen Weinbaugebiete zieht: 2019 das trockenste und eines der heißesten Jahre der jüngeren Geschichte. Zugleich ist es aber auch eines der pikantesten und frischesten Jahre. In diesem La Fleur Lauga haben wir also sowohl diese wahnsinnig spannungsgeladene Frische, mit Krautwürze unterlegte rote Frucht, rote Johannisbeere, trotz leicht grüner Fruchtassoziationen aber wenig Paprika, sondern das Grün und Unreife deutlich mit Sauerkirsche und Schlehe überdeckend. Nicht fett, sondern fein bleibend. Von Garrigue-Würze unterlegt, etwas Lakritze, Veilchen, Minze und Eukalyptus. Schöne Länge und würzige, jetzt fast schwarzbeerige Fülle anzeigend. Voller, reicher, rot- und schwarzfruchtiger Mund. Dabei wieder diese von der Nase angedeutete große Frische mit grünen Reflexen zeigend. Eine wunderbare Blutorange begleitet viel schwarzes Gestein. Auch hier wieder Eukalyptus, Minze, getrocknete Sauerkirsche, Blaubeere. Das Ganze mit wunderbarer Fruchtsüße unterlegt aber eben auch diese fast rasante Frische ohne je eine Spitze zu zeigen. Das Holz ist präsent und doch nicht zu spüren. Keine störenden Vanillenoten. Das ist in seiner Rotfruchtigkeit schon ein archetypischer Saint Julien. Ein Wein auf der Höhe eines Château La Bridane, eines Château Gloria und doch irgendwo spannender, weil er in dieser Würzigkeit und in dieser süßen, roten Frische und Länge eine richtig pikante Ausstrahlung hat. Ich bin begeistert von diesem Saint Julien, auch wenn er wegen der unerwartet massiven, steinigen, salzigen, leicht scharfen Mineralität etwas adstringierend rüberkommt. Eiin richtiger, typischer, rotfruchtiger Saint-Julien-Kracher mit unerhörter Ausdrucksstärke und rasiermesserscharfen Frische und Mineralität. 96+/100