Lobenberg: 89 Prozent Merlot, acht Prozent Cabernet Franc und drei Prozent Cabernet Sauvignon. 14,5 Volumenprozent Alkohol, pH-Wert 3,6. Die Merlot wurde bis Mitte September gelesen, die Cabernet bis zum 10. Oktober. Das ist eine Merlot-Nase, wie ich sie liebe. Sie schwankt zwischen Pomerol und Saint-Émilion. Das Ganze erinnert mich doch sehr an Troplong-Mondot. Hochintensive schwarze Kirsche, rote Kirsche, Sauerkirsche, aber auch bisschen Cassis darunter. Totale Vibrationen und ein hoher Oszillograph zwischen Frische und schwarzer Wucht. Druckvoll und extrem aromatisch. Man möchte reinspringen! Viel Veilchen und schwarze Lakritze. Aber es ist kein fetter Wein, er ist nur hochintensiv, reich und vibrierend. Wow, der Wein ist im Mund eine Offenbarung! Nicht nur reich und dicht, sondern wie in der Nase aromatisch und voller Vibrationen. Die Merlot ist überhaupt nicht überreif oder verdünnt, sondern sie kommt mit viel Schub. Da ziehen sich die Augen und der Mund zusammen. So viel Sauerkirsche und rote Johannisbeere – in Merlot! Wo gibt es denn sowas?! Das ist fast ein Cabernet-Mund mit dieser enormen Pikanz, mit diesem langen, salzigen, kalksteinigen Druck. 2023 hat nicht ganz die Power, die Wucht und die Kraft wie 2022, aber dafür ist das Jahr in der Finesse, in der Vibration und der Spannung schon nochmal ein Schritt nach vorne, sodass wir in Summe auf dem gleichen Level sind. Eine absolute Schönheit in Rasse und Spannung! Der Wein steht für Minuten… ich bin sehr begeistert! *** La Fleur ist ein kleines Weingut in Saint-Émilion, zum gleichen Besitzer wie Château Dassault gehörend, eher unbekannt und schwer zu finden. 22 Hektar Rebfläche mit 25 Jahre alten Reben. Lehm auf Kalkstein. Seit Jahren ein Geheimtipp, weil er immer auf verschlungenen Pfaden in die Distribution geraten ist. Insider wissen mindestens seit 2008, was für ein großer Saint-Émilion das ist. Weil er immer so archetypisch ist und so viel Schliff und Feinheit hat. Das Weingut wird biologisch bewirtschaftet, aber es ist nicht zertifiziert. Die Trauben werden komplett entrappt, der 16-monatige Ausbau geschieht zu 45 Prozent im Beton, zu fünf Prozent in Amphoren und zu 50 Prozent in Barriques, davon 55 Prozent Neuholz.
Bordeaux 2023 aus Expertensicht über ein reifes und früh trinkbares Jahr mit elegantem, schmeichelndem und seidigem Tannin, hohem Genussfaktor und saftigem Trinkfluss: Stephane Derenoncourt, Önologe, Consultant am rechten und linken Ufer, Winzer, eine lebende Legende in Bordeaux: „Überall waren die Tannine reif und von hoher Qualität. Die Trauben zeigten die volle technologische und phenolische Reife. Die Weine dieses Jahrgangs sind insgesamt harmonisch und dynamisch.“ *** Thomas Duclos, führender Berater und Önologe des rechten Ufers: „Bei dem Jahrgang 2023 haben wir ständig Neues entdeckt. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich in ein paar Jahren einige 2023er den 2022er Weinen als überlegen erweisen. Der Jahrgang 2023 ist sehr schmeichelhaft: Wir haben eine angenehme Weichheit im Abgang, ohne Schwere, elegante Texturen, überraschend seidig...“ *** Axel Marchal, führender Önologie-Professor der Universität Bordeaux: „Trotz der extremen Wetterbedingungen sind in dem Jahrgang 2023 Weine mit einem guten Gleichgewicht und schönen Säurenoten entstanden. Die Weine sind sehr angenehm, zwar nicht von immenser Konzentration, aber köstlich, rund und fruchtig.“*** Michel Rolland, Önologe und Weingutsberater und ein Bordeaux Urgestein: “The aromatic potential was good, with excellent aromatic intensity and ripe fruit flavours. 2023 is a vintage without excess and opulence. Enjoyable, delicious and easy-to-drink!!