Lobenberg: Es gibt 2021 insgesamt nur 45.000 Flaschen. Aufgrund von Frostschäden lag der Ertrag lag bei nur 25 Hektolitern pro Hektar. Der finale Blend besteht aus 60 Prozent Cabernet Franc, 33 Prozent Merlot und sieben Prozent Malbec. 13,0 Volumenprozent Alkohol. 2021 wurden die Trauben komplett entrappt Jean Faure ist inzwischen komplett biologisch zertifiziert. Die Nase des 2021er zeigt ganz stark Holunder, darunter schwarze Zwetschge, Pflaume, rauchig. Tiefe, hochreife schwarze Kirsche. Insgesamt fast an Pontet-Canet erinnernd in diesem duftigen Naturspektrum. Viel Schub. Ein intensiver, aromatischer, reiffruchtiger Mund. Auch hier diese dunkle Zwetschge und Massen an schwarzer Kirsche. Aber alles hochreif und würzig. Sehr an Naturwein erinnernd in seiner Fülle, die ohne massiven Holzeinfluss rüberkommt. Überhaupt spielt das Holz in diesem Wein als Geschmackskomponente eine völlig nebensächliche Rolle. Nochmal: das erinnert sehr stark an Pontet-Canet. Unglaublich schiebend von unten, lecker, hedonistisch und sehr saftig. Einfach nur ein wunderbar aromatischer, saftig-leckerer Stoff. Und in seiner dunkelwürzigen Art der Gegenspieler von Château Coutet, der mehr Richtung rote Frucht unterwegs ist. Aber das sind im Grunde zwei super Naturweine, die in den vergangenen Jahren auch von der Revue du vin de France zu den beiden kommenden Superstars aus Saint-Émilion erhoben wurden. So langsam macht sich die Weinwelt auf, diese Schätze zu entdecken! Es sind Gegenentwürfe zum klassischen Power-Holz-Saint-Émilion. Einfach so lecker und so schön! Nicht zum Niederknien, sondern einfach für den reuelosen Genuss. 96-97/100 Château Jean Faure umfasst 18 Hektar und ist direkter Nachbar von Château La Dominique und Cheval Blanc, alle haben sie gemeinsame Grenzen. Drei Weingüter auf exakt gleichem Terroir. Kies- und Lehmböden mit etwas Sand und einer sehr guten Wasserversorgung. Diese Weingüter und Weinberge leiden eigentlich nicht so stark unter den trockenen Hitzejahren, wie wir sie seit 2015 fast durchgängig haben. Jean Faure wurde im Laufe der letzten 10 Jahre deutlich auf Dichtpflanzung umgestellt. Die vorhandenen Reben sind weit über 80 Jahre alt. Mit der Dichtpflanzung geht der Ertrag inzwischen auf unter 500 Gramm Trauben pro Stock zurück. Bio und Biodynamie werden hier ganz großgeschrieben, weil der Besitzer Olivier Decelle das Ganze auch schon auf seinem Roussillon-Weingut Mas Amiel praktiziert. Olivier konnte das Weingut 2004 durch den Verkauf seiner Ladenkette erwerben. Das Weingut gehörte früher Madame Loubat, der vor dem Verkauf an Moueix auch das Château Pétrus gehört hat. Sie wollte jedoch nicht an die meistbietenden Nachbarn wie Cheval Blanc verkaufen und so kam der externe Olivier Decelle zum Zuge. Der Berater des Weinguts ist der sehr auf Biodynamie ausgerichtete Daniel Duclos. Die Weinberge werden mit dem Pferd gepflügt, um die Verdichtung zu minimieren. Der sanfte Rebschnitt nach Simonit wurde bei Jean Faure erstmals 2018 eingeführt. Damit werden der Saftfluss und die Versorgung der Reben verbessert. Gleichzeitig kann Krankheiten und Infektionen besser vorgebeugt werden. Der neue Berater Duclos ist Spezialist dafür und sein Vater gilt als Pionier für den sanften Rebschnitt in Saint-Émilion. Die Trauben werden – je nach Notwendigkeit – zum Teil entrappt, zum Teil als Ganztraube in die Fermentation gegeben. Diese findet im rohen Zement oder im Holz statt. Ohne Temperaturkontrolle, aber es gibt auch keine Kaltmazeration davor. Ausbau zu 25 Prozent im großen Holz, zu zehn Prozent in Betontanks, zu 35 Prozent in neuen Barriques und zu 30 Prozent in gebrauchten Barriques. Wir sind hier komplett zurück in der Ursprünglichkeit. Grundsätzlich wird kein externer Schwefel bis zum Frühjahr nach der Lese eingesetzt. Alle Prozesse laufen schwefelfrei, wie Olivier Decelle das bei Frau Lapasse in der Schweiz gelernt hat, die ihm sagte: »Vergärung mit Schwefel ist wie Schwimmen mit Haien.« Das schwefelfreie arbeiten setzt jedoch voraus, dass extrem sauber und penibel gearbeitet wird. Leiter des Teams sind Marie-Laure Latorre sowie ein weiterer Assistent, der zuvor bei Beauregard gearbeitet hat. Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.