Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2024

Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2024

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

95–96
100
2
Cabernet Franc 65%, Merlot 30%, Malbec 5%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2050
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 95–96/100
Weinwisser: 93–95+/100
Jane Anson: 93/100
Parker: 92–94/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2024

95–96
/100

Lobenberg: In Saint Emilion ging 2024 ein extrem schwieriges nasses Frühjahr voraus, danach folgte ein ziemlich lauer Sommeranfang, ebenfalls mit hoher Feuchtigkeit. Die Blüte war geprägt von Kälte und Regen, folglich verlor die Merlot per Verrieselung weit über die Hälfte ihrer Blütenansätze, die Cabernet Franc ist da etwas widerstandsfähiger. Der Sommer verlief sehr moderat, es gab eigentlich nicht genug warme und sonnige Tage, sodass sich die Reife hinzog wie in den klassischen Jahren der 1990er. Die Ernte der Merlot ging erst Ende September los, die Cabernet Franc zog sich bis zum 9. Oktober. Verglichen mit den vergangenen 10 Jahren ist das extrem spät. In Summe liegt der Merlot-Anteil in 2024 bei nur 30 Prozent. Dazu kommen 65 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Malbec. 13,5 Volumenprozent Alkohol, der pH-Wert liegt bei 3,56. Ausbau zu 30 Prozent in großen Holzfudern, zu 10 Prozent in Betoneiern, zu 30 Prozent in neuen Barriques und zu 30 Prozent in gebrauchten. Die Farbe ist 2024 ein dunkles Violett, nicht extrem schwarz wie im letzten Jahr. Eine duftige Nase, total geprägt von der Cabernet Franc. Rote und schwarze Johannisbeere, dazu sehr konzentrierte Waldhimbeere. Viel Druck aus dem Glas steigend, sehr aromatisch. Der Mund ist dann seeeehr floral mit Veilchen und auch einer feinen Fliedernote. Es läuft total auf roter Frucht mit roter Kirsche, Sauerkirsche und Schlehe. Ganz leicht unterlegt von neuem Holz. Hohe aromatische Intensität! Ganz feine, satte aber extrem seidige Tannine, das ist Samt und Seide, aber nicht fett und üppig wie in 2022 und 2023, alles bleibt in 2024 fein und spielerisch. 2024 Jean Faure ist kein Leichtgewicht, der Wein zeigt schon eine hohe aromatische Dichte, mehr im Mund noch als in der Nase. Aber in Summe ist es im Vergleich zu den vorherigen Jahrgängen eine verspielte und sehr zarte Schönheit. Und das passt so gut zu der roten Frucht – ein richtiges Leckerli! Die Frage ist nur, ob das Weingut den Wein überhaupt En Primeur auf den Markt bringt, oder so schön und zugänglich wie er ist, erst in zwei bis vier Jahren, dann trinkbar und genussfertig. Denn das ist sicherlich der Fall: Der Wein wird spätestens in fünf Jahren absolut schön zu trinken sein. Was für ein leckerer rotfruchtiger Cabernet Franc mit einem so schönen pikanten Nachhall! Einfach nur eine Schönheit, ohne Anspruch auf richtige Größe oder auf das Prädikat Blockbuster. Noch eine Minute später steht die rote Frucht, meine Zunge und mein Gaumen sind belegt. Und diese feine Seidigkeit der dichten, aromatischen Tannine bringt den Wein in eine traumhafte Balance. Das ist einfach ein superleckerer, dichter, rotfruchtiger Wein, den man blind wahrscheinlich an die Loire stecken würde. Und dadurch, dass alles reif ist, nichts grün und alles samtig, reich und dicht, ist der Wein auch ein großer Spaßmacher. So pikant und vibrierend, und immer wieder rollen die schöne rote Sauerkirsche, die süße Krisch und die Schlehe hoch. Mit den samtig-dichten, aber sehr feinen, süßen Tanninen ein tolles Spiel. Der berühmte önologische Berater Thomas Duclos hat in einer Verkostung aller Saint-Émilion Jean Faure hervorgehoben als einen der besten Weine des Jahrgangs der Appellation. Wörtlich sagte er: „Ihr könnt stolz sein auf euren Wein im Vergleich mit allen anderen.“ *** Château Jean Faure umfasst 18 Hektar und ist direkter Nachbar von Château La Dominique und Cheval Blanc, alle haben sie gemeinsame Grenzen. Drei Weingüter auf exakt gleichem Terroir. Kies- und Lehmböden mit etwas Sand und einer sehr guten Wasserversorgung. Diese Weingüter und Weinberge leiden eigentlich nicht so stark unter den trockenen Hitzejahren, wie wir sie seit 2015 fast durchgängig haben. Jean Faure wurde im Laufe der letzten 10 Jahre deutlich auf Dichtpflanzung umgestellt. Die vorhandenen Reben sind weit über 80 Jahre alt. Mit der Dichtpflanzung geht der Ertrag inzwischen auf unter 500 Gramm Trauben pro Stock zurück. Bio und Biodynamie werden hier ganz großgeschrieben, weil der Besitzer Olivier Decelle das Ganze auch schon auf seinem Rousillon-Weingut Mas Amiel praktiziert. Olivier konnte das Weingut 2004 durch den Verkauf seiner Ladenkette erwerben. Das Weingut gehörte früher Madame Loubat, der vor dem Verkauf an Moueix auch das Château Pétrus gehört hat. Sie wollte jedoch nicht an die meistbietenden Nachbarn wie Cheval Blanc verkaufen und so kam der externe Olivier Decelle zum Zuge. Der Berater des Weinguts ist der sehr auf Biodynamie ausgerichtete Daniel Duclos. Die Weinberge werden mit dem Pferd gepflügt, um die Verdichtung zu minimieren. Der sanfte Rebschnitt nach Simonit wurde bei Jean Faure erstmals 2018 eingeführt. Damit werden der Saftfluss und die Versorgung der Reben verbessert. Gleichzeitig kann Krankheiten und Infektionen besser vorgebeugt werden. Der neue Berater Duclos ist Spezialist dafür und sein Vater gilt als Pionier für den sanften Rebschnitt in Saint-Émilion. Die Trauben werden – je nach Notwendigkeit – zum Teil entrappt, zum Teil als Ganztraube in die Fermentation gegeben. Diese findet im rohen Zement oder im Holz statt. Ohne Temperaturkontrolle, aber es gibt auch keine Kaltmazeration davor. Wir sind hier komplett zurück in der Ursprünglichkeit. Grundsätzlich wird kein externer Schwefel bis zum Frühjahr nach der Lese eingesetzt. Alle Prozesse laufen schwefelfrei, wie Olivier Decelle das bei Frau Lapasse in der Schweiz gelernt hat, die ihm sagte: »Vergärung mit Schwefel ist wie Schwimmen mit Haien.« Das schwefelfreie arbeiten setzt jedoch voraus, dass extrem sauber und penibel gearbeitet wird. Leiter des Teams sind Marie-Laure Latorre sowie ein weiterer Assistent, der zuvor bei Beauregard gearbeitet hat.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

93
/100

Jane Anson über: Chateau Jean Faure Grand Cru Classe

-- Jane Anson: Medium plus intensity ruby red fruits, rhubarb, cherry fruits, plenty of lift, grippy, this is vivid and high energy, with bright fruits, raspberry leaf and peony floral aromatics, slate, pumice stone, white pepper and tobacco leaf, savoury and fragrant and a little austere. Organic certified for many years. Relatively low yield of 36hl/ha after some poor fruit set, but overall this is a good yield in the vintage. Harvest 25 September to 9 October. 30% new oak, 10% concrete eggs, 30% large oak casks. 3.56 pH,

92–94
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Parker über: Chateau Jean Faure Grand Cru Classe

-- Parker: The 2024 Jean Faure, a blend of 65% Cabernet Franc, 30% Merlot and 5% Malbec, is one of the overachievers of the vintage, showcasing this estate's increasingly singular style. Wafting from the glass with aromas of sweet raspberries, black olive, rose petals and lavender, it's medium-bodied, layered and velvety, with powdery tannins, succulent acids and a suave, beautifully integrated profile. Readers wishing to be surprised by what the vintage was capable of in the right hands should look no further.

19+
/20

Gerstl über: Chateau Jean Faure Grand Cru Classe

-- Gerstl: Der erfrischende Duft des Cabernet Franc weckt die Sinne, das macht Lust den Wein zu kosten, herrliche, schwarzbeerige Frucht, raffiniert floral, verführerisch tiefgründig, komplex, eine sinnliche Duftwolke. Im Auftakt besticht die traumhafte Süsse, dann die sagenhaft seidenen Tannine, die burgundische Feinheit, die unglaubliche Konzentration, das ist einer der konzentriertesten Weine von 2024, dennoch bleibt er tänzerisch leichtfüssig, die beschwingte Leichtigkeit des Seins, das ist so etwas von delikat, die Stilistik eines grossen Burgunders, und was hat dieser Wein für einen Charme, das geht unter die Haut, das ist einmal mehr einer der besten Weine von ganz Bordeaux.

Mein Winzer

Jean Faure

Das 18 Hektar große Château Jean Faure mit nur 40.000 Flaschen Gesamtproduktion grenzt exakt an die Weinberge von Château Cheval Blanc und La Dominique. Die Weinberge bestehen überwiegend aus Lehm-, Kiesböden und etwas Sand. Eine sehr gute Wasserversorgung ist dadurch gewährleistet. Die Weinberge...

Chateau Jean Faure Grand Cru Classe 2024